Die Initiative „Deutschland summt“ will mehr Lebensräume für Bienen schaffen und hat dafür einen Wettbewerb gestartet. Gründer Cornelis Hemmer verrät, warum Bienen so wichtig sind und wie ihr einen Balkon bienenfreundlich gestaltet.

Wildbiene an Lavendel. Guten Appetit!

Herr Hemmer, Albert Einstein wird gern das Zitat in den Mund gelegt: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Sind Bienen so wichtig?

Albert Einstein bringt es ziemlich gut auf den Punkt. Bienen haben eine Schlüsselrolle im weltweiten Netz von Pflanzen und Tieren inne. Eine Vielzahl an Früchten und Samen sind gänzlich auf die Bestäubungsleistung der Bienen angewiesen.

Für uns Menschen wird die Bedeutung der Bienen vor allem im Lebensmittelbereich deutlich. Wir stellen uns vor, dass alle Lebensmittel, die von Bienen bestäubt werden, gäbe es nicht mehr: Erdbeeren, Äpfel, Zucchini, Melonen, aber auch Kakao und Kaffee. Die Regale im Supermarkt wären nahezu leer.

 

Was hat Sie dazu veranlasst, die Initiative „Deutschland summt“ zu starten?

Wir können wirklich nicht mehr drum herum reden: Es steht schlecht um die Bienen.

Die Honigbienen haben mit der Einschleppung vieler Krankheiten zu kämpfen und die Wildbienen wiederum verlieren vor allem durch die intensiv betriebene Agrarwirtschaft ihre Nahrungspflanzen und Lebensräume. Der Einsatz von Pestiziden und die massive Düngung verstärken dieses Problem noch dramatisch.

 

Teil der Initiative ist der Wettbewerb „Wir tun was für Bienen“. Was steckt dahinter?

Der bundesweite Pflanzwettbewerb „Wir tun was für Bienen“ soll in mehreren Etappen viele Flächen wieder in eine blühende Natur zurück verwandeln.

Der Wettbewerb möchte Bürgerinnen und Bürger jeden Alters motivieren, sich mit viel Spaß für die Bienen, die biologische Vielfalt und damit für unsere Zukunft einzusetzen.

 

Wie kann ich am Wettbewerb teilnehmen?

Ob Firmenkollegen oder Vereinsmitglieder, ob Kindergarten-Kinder oder Sportler: Alle dürfen mitmachen. Von Privat-, Schul- oder Unternehmensgärten bis hin zu kommunalen Parkanlagen – überall wollen wir heimische Pflanzen blühen lassen.

Hummel an Kornblume: Dieser Rücken tut enztücken!

Denn Pflanzen produzieren Blütenpollen und Nektar – und das mögen die Bienen. Teilnehmen kann jeder über unsere Webseite: einfach auf der Aktionsplattform registrieren und loslegen.

Dort erhalten die Teilnehmer übrigens auch Tipps und Inspirationen zum Pflanzen von Kräutern und Stauden.

 

Kann ich auf meinem Balkon tatsächlich etwas zum Schutz von Bienen beitragen? Es ist ja nur eine kleine Fläche!

Ja, klar!

Natürlich sind die Pflanzen in ihrem Wachstum und Nährstoffangebot wegen der Begrenzung durch Topf oder Kübel eingeschränkt und auch die Umwelteinflüsse wie Wasser oder Sonne sind teils extrem.

Trotz dieser nicht optimalen Verhältnisse gibt es zahlreiche Pflanzen, die an das Leben auf den exponierten Standorten angepasst sind. Diese reichen von Kräutern und Stauden bis hin zu kleinen Gehölzen.

 

Welche Balkonpflanzen eignen sich besonders gut?

Für schattige oder sonnige Balkone lassen sich gleichermaßen passende Pflanzen finden, die dort gedeihen können.

Eine Biene auf der Suche nach Nektar des Chinesischen Vergissmeinnnicht.

Eine Biene auf der Suche nach Nektar des Chinesischen Vergissmeinnnicht.

Beispiele für tolle Balkonpflanzen sind Glockenblumen, Frauenmantel, Heidenelken, Lungenkraut oder Vergissmeinnicht.

Die blühen nicht nur schön, sondern tragen auch einem angenehmeren Mikroklima bei!

 

Welche Bienen kann ich auf dem Balkon anlocken?

Zunächst einmal sollten wir immer unterscheiden: Neben der bekannten Honigbiene, die in einem bis zu 40.000 Individuen starken Bienenvolk leben, gibt es weitere 560 verschiedene Wildbienenarten, die überwiegend solitär leben. Sie legen ganz andere Lebensstrategien an den Tag als die Honigbiene.

 

Inwiefern unterscheiden sie sich in den Ansprüchen?

Die Honigbiene ist eine Generalistin, die auf so ziemlich jede Nektar spendende Blühpflanze fliegen. Die Wildbienen hingegen haben sehr spezifische Ansprüche.

Manche Arten, wie die Glockenblumen-Scherenbiene, fliegen zum Beispiel nur auf die Blüten einer einzigen Pflanzengattung – eben die Glockenblumen!

Borretschblüten bieten viel Nektar für Wildbienen.

Die meisten Chancen auf verschiedene Bienenarten zu treffen hätten wir, wenn wir eine Vielzahl von unterschiedlichen Pflanzenarten auswählen. Und wenn die dann noch zu unterschiedlichen Monate blühen, liefern wir Futter über einen langen Zeitraum für gleich viele Wildbienen- und Insektenarten.

 

Und wie kann ich meinen Balkon sonst noch bienenfreundlich gestalten?

Als Zusatz zu dem Pflanzangebot in Topf und Kübel könnten wir auch uns ein Wildbienenhotel bauen.

Diese Nisthilfen aus Holz bieten einigen Wildbienenarten ein Zuhause, so zum Beispiel der Gehörnten Mauerbiene und Roten Mauerbiene als auch wenigen Maskenbienenarten.
Die Nisthilfen müssen nicht unbedingt riesig groß sein. Auch kleinere Modelle passen auf Balkone und Terrassen.

Insektenhotel aus Dosen passen auch auf den Balkon.

Trotzdem gibt es ein paar Dinge zu beachten: Sie sollten sich im Vorfeld noch einmal informieren, welche Materialien Sie für die Nisthilfe verwenden sollten. Lassen Sie die Finger von Nisthilfen aus den Bau- und Gartenmärkten. Meist sind sie aus unbrauchbarem Material zusammengebaut, das am Ende den Wildbienen nicht helfen.

 

Muss ich denn nicht Angst haben, dass sich Bienen in Schwärmen bei mir einnisten?

Nein, die Sorge besteht nicht.

Wildbienen sind überwiegend einzeln lebend. In Schwärmen, wie die Honigbiene, treffen wir auf Wildbienen nicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Zur Person

© Andrea Künstle

Cornelis Hemmer (53) hat zusammen mit seiner Ehefrau Corinna Hölzer (51) die Stiftung für Mensch und Umwelt im September 2010 gegründet. „Ich liebe die Natur und bin ein Fan von Insekten“, sagt der Berliner. Die Wildbienen haben es ihm besonders angetan.

 

 

 

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Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

5 Kommentare

Henriette · 25. März 2017 um 9:39 am

Oh, was für ein toller Beitrag! Und die schönen Fotos… Die Biene und das chinesische Vergissmeinnicht finde ich besonders hübsch. Mangels eigenem Balkon werde ich im elterlichen Garten für mehr Bienenfreundlichkeit werben!

    Mel · 25. März 2017 um 6:19 pm

    Hallo Henriette,

    eine super Idee, im Garten hat man ja noch ein bisschen mehr Möglichkeiten. :-)
    Der Beitrag war echt eine gute Gelegenheit, um mal ein paar Fotos aus dem Archiv zu veröffentlichen. :-)
    Da schlummert noch so einiges, was ich ganz vergessen hatte…

    Dir ein schönes, sonniges Wochenende! :-)

    Kistengrüne Grüße!
    Mel

Ute H. · 17. Mai 2018 um 2:05 pm

Traumhafte Fotos, Ihr Lieben. :-) Ich sage ja immer: Insekten muss man einfach liebhaben! :-) Mein Mann und ich haben einen sehr großen Garten inkl. Terasse. Da findet man mittlerweile, insbesondere bei dem jetzigen tollen Wetter, so allerlei Insekten – von Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen usw. ist alles vertreten.

Leider sterben immer mehr Insekten aus; da tut der Mensch also gut daran, mit geeigneten Pflanzen und Nisthilfen Vorsorge zu tragen.

Herzliche Grüße,
Ute

    Mel · 28. Mai 2018 um 1:49 pm

    Vielen Dank, liebe Ute!

    Im Moment mache ich mir auch ein wenig Sorgen – irgendwie gab es in den vergangenen Jahren mehr Insekten auf dem Balkon… Hoffentlich kommt da noch was! Und ein paar Nisthilfen für Bienen schaden in der Tat nie!

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Buch-Tipp: "Miniaturgärten. Indoor und Outdoor" von Holly Farrell · 28. Juni 2018 um 5:39 pm

[…] Frühjahr anzulegen. Das wäre ein weiterer und recht einfach umzusetzender Schritt in Richtung bienenfreundliches Balkon-Gärtnern. Aber auch die Idee, einen Ananashain oder ein Ökosystem en miniature anzulegen, finde ich […]

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