Kann man Kürbis auf dem Balkon anbauen? Ja – und es ist sogar recht einfach! Hier findest du meine Tipps zu Anbau, Pflege und Ernte dieser überraschend vielseitigen Gewächse.
//Transparenzhinweis: In diesem Beitrag verlinke ich unbezahlt auf Artikel anderer Medien und auf eine Radiosendung, bei der ich als Gartenexpertin zu Gast bin. Bei den Rezepten nenne ich die Ideengeber*innen.//
Herbstzeit ist Kürbiszeit!
Spätestens ab Halloween sind Hokkaido, Butternut & Co inzwischen so ziemlich in aller Munde. Und das nicht nur im übertragenen Sinne, sondern ganz wortwörtlich: Das Innere, das du für den Bau der Halloween-Laterne herausgekratzt hast, kannst du für leckere Suppen verwenden. Und manche Kerne lassen sich zu knusprigen Snacks rösten.
Aber der Reihe nach.
Vor dem Vergnügen weiß der Volksmund ja bekanntlich die Arbeit.
Wobei: Kürbis auf dem Balkon anbauen finde ich eigentlich so einfach, dass es für mich schon fast ein Vergnügen ist!
Denn kaum eine andere Pflanze vermag es im Sommer so schnell so viele große Blätter zu produzieren, dass man sie sogar zum Beschatten nutzen könnte! Und auch sonst ist Kürbis recht pflegeleicht.
Infos und Tipps zu Standort, Pflege und Ernte habe ich dir an dieser Stelle mal zusammengetragen. Die wichtigste schon mal an dieser Stelle:
Bei Kürbissen gibt es ungenießbare Zierkürbisse und essbare Speisekürbisse. Sie können sich sehr leicht kreuzen. Daher nutze ich für die Anzucht Saatgut aus dem Handel. Verzehre Kürbis nicht, wenn er seifig oder bitter schmeckt!
Falls du eine Frage zum Anbau von Kürbis auf dem Balkon hast, schreibe sie gern als Kommentar unter diesen Beitrag.
Viel Freude und Erfolg beim Anbau!
Welcher Kürbis eignet sich für den Anbau auf dem Balkon?
Die Kürbisfamilie (Cucurbita spec.) ist riesig – und überraschend vielseitig. Neben kleinen Zierkürbissen, die – wie der Name schon sagt – nur zum Anschauen und Dekorieren, aber nicht zum Essen da sind, gibt es unfassbar riesige Exemplare: Der deutsche Rekord für den schwersten Kürbis liegt bei 916,5 Kilogramm!
Ein einziger Kürbis! Fast eine Tonne! Wahnsinn!
Ein solches Exemplar ist natürlich viel zu schwer und daher für den Anbau auf dem Balkon nicht geeignet. (Ganz abgesehen von der Frage, wer das alles essen soll…) Daher gilt:
Immer vorher genau auf dem Saatgutpäckchen nachlesen, wie groß und schwer ein Kürbis unter Umständen werden kann!
Grundsätzlich kein Problem für den Balkon sollten die klassischen Speisekürbisse Hokkaido und Butternut sein, deren Früchte etwa ein bis zwei Kilogramm wiegen. UFO-förmige Patisson sind für einen kleinen Balkon ebenfalls geeignet, zumal er weniger Ranken ausbildet.
Du kannst auch Mini-Kürbis anbauen. Darunter versteht man spezielle kleinwüchsige Züchtungen des Speisekürbis mit kleineren Früchten.
Hier eine Auswahl an Mini-Kürbis, die ich im Internet recherchiert habe – ohne Gewähr!!! Für einige Sorten ist auch samenechtes Bio-Saatgut erhältlich.
- Mini-Kürbis Butternut – bis zu 20 Zentimeter lang und 800 Gramm schwer.
- Mini-Kürbis Hokkaido – in orange und grün.
- Patisson Custard White – nicht rankend, cremefarbene UFO-förmige Früchte.
- Speisekürbis Baby Boo – weiße, stark gerippte Früchte.
- Speisekürbis Mandarin – orangefarbene, stark gerippte Früchte. Etwa 300 Gramm schwer.
Iss nur Kürbisse, die als Speisekürbis gekennzeichnet sind! Zierkürbisse enthalten giftiges Cucurbitacin!
Kann ich Kürbis direkt aussäen?
Kürbis kommt ursprünglich aus Süd- und Mittelamerika. Er verträgt keinen Frost. Daher könntest du ihn erst nach den Eisheiligen ab Mitte Mai auf dem Balkon aussäen.
Das Problem: Die Pflanze hat möglicherweise zu wenig Zeit zu wachsen, zu blühen und Früchte auszubilden, die noch vor dem ersten Frost reifen.
Mein Tipp daher: Den Kürbis im Warmen vorziehen und die abgehärtete Jungpflanze ab Mitte Mai nach draußen setzen, wenn es keine Nachtfröste mehr gibt.
Wie ziehe ich Kürbis vor?
Kürbis kannst du ab Mitte April drinnen vorziehen – am besten in einem kleinen Tontopf oder einem Anzuchtgefäß aus nachhaltigem Material, das du später mit in die Erde setzen kannst.
Da sich die essbaren und ungenießbaren Mitglieder der Kürbisfamilie untereinander kreuzen können, verwende ich für die Aussaat von Speisekürbis immer gekauftes Saatgut.
Stecke pro Gefäß einen Samen in die Anzuchterde, etwa zwei Zentimeter tief. Kürbis ist ein Dunkelkeimer. Die Samen müssen daher mit Erde bedeckt sein, damit sie aufgehen.
Außerdem mag es Kürbis warm: Stelle den Topf daher an einen hellen Ort mit Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad Celsius. Ich ziehe Kürbis immer auf der Fensterbank im Wohnzimmer vor.
Ganz wichtig: Die Erde darf nicht austrocknen!
Mein Tipp: Ein Mini-Gewächshaus sorgt für optimale klimatische Bedingungen. Regelmäßig lüften nicht vergessen!
Sobald sich die Keimblätter zeigen, kannst du die Sämlinge etwas kühler stellen. So wachsen sie langsamer und bilden kräftige Triebe aus.
Informationen zur Anzucht der jeweiligen Kürbissorte findest du auf dem Saatgutpäckchen.
Wann kann ich Kürbis auspflanzen?
Wenn die Nachtfröste vorbei sind und die Temperaturen auch nachts über null Grad Celsius liegen, kannst du den Kürbis auspflanzen. In der Regel ist das ab Mitte Mai der Fall.
Damit die Jungpflanze keinen Schock oder gar einen Sonnenbrand bekommt, ist es ratsam, sie vor dem Pflanzen an das Sonnenlicht zu gewöhnen.
Stelle sie mit dem Anzuchttopf stundenweise auf den Balkon, an eine geschützte Stelle und nicht in die pralle Sonne.
Wie groß muss der Kürbis-Topf sein?
Kürbisse brauchen für ihre Ranken viel Platz. Je nach Sorte plant man im Garten daher etwa zwei Quadratmeter für eine Pflanze ein.
Für den Balkon bedeutet das in etwa: Der Kübel oder die Kiste sollte mindestens 50 Liter Erde fassen, damit der Hokkaido oder der Butternut gut wächst.
Zu Anfang wird die Jungpflanze darin ein wenig verloren aussehen. Aber glaube mir: Sie braucht den Platz.
Noch etwas: Verwende am besten frische Pflanzenerde, angereichert mit Kompost oder Langzeitdünger.
Welcher Standort ist für Kürbis ideal?
Egal ob Butternut oder Hokkaido: Kürbisse unterscheiden sich in ihren Bedürfnissen nicht sehr voneinander. Da sie aus Süd- und Mittelamerika stammen, sollte der Standort auf dem Balkon möglichst warm und sonnig sein.
Auch im Halbschatten gedeiht Kürbis gut. Er wächst nur dann nicht so schnell.
Schatten ist für Kürbis nicht ideal, da die Pflanzen für Mehltau anfällig werden – vor allem, wenn der Standort zu feucht ist.
Kurz gesagt: Je mehr Sonne, desto besser!
Worauf kommt es bei der Pflege an?
Gießen
Kürbis braucht viel und regelmäßig Wasser. Gerade auf dem Balkon ist es im Sommer wichtig, ihn ausreichend zu gießen. Unterstützung bietet eine Bewässerungshilfe. Auch Mulchen mit organischem Material hilft.
Wichtig: Nutze zum Gießen kein frisches, kaltes Leitungswasser. Wie Gurken reagiert auch Kürbis empfindlich auf kaltes Wasser: Die Früchte können dann bitter oder mehlig werden.
Mein Tipp: Nutze abgestandenes Brauchwasser zum Gießen – das schont auch die Ressourcen!
Düngen
Kürbisse sind Starkzehrer. Das heißt, sie brauchen viele Nährstoffe, damit sie wachsen, blühen und Früchte ausbilden.
Pflanze deinen Kürbis daher in frische Erde, die du mit Kompost oder organischem Langzeitdünger angereichert hast.
Eventuell musst du im Lauf des Sommers noch mal mit Flüssigdünger nachdüngen.
Krankheiten und Schädlinge
Kürbis kann Mehltau bekommen, wenn er zu schattig und feucht steht.
Damit die Früchte nicht auf dem feuchten Boden vergammeln, kannst du ihnen zum Beispiel ein Brett unterlegen oder den Kürbis an einem Rankgitter ziehen.
Schnecken lieben die weichen Triebe, Blätter und Blüten.
Braucht Kürbis eine Rankhilfe?
Kürbis braucht nicht unbedingt eine Rankhilfe. Im Garten wachsen Triebe und Blätter ganz einfach über den Boden. Und dafür brauchen sie Platz – und der ist auf dem Balkon bekanntlich begrenzt.
Wenn du daher im Sommer nicht über das ausladende Grün stolpern oder Sorgen haben möchtest, dass du die empfindlichen Triebe abbrichst oder die Früchte auf dem feuchten Boden verderben, kann ein Rankgerüst durchaus sinnvoll sein.
Extra eines bauen musst du aber nicht unbedingt: Du kannst die Pflanzen wunderbar am Balkongeländer entlang ranken lassen!
Zudem kannst du einzelne Ranken gezielt kürzen, wenn sie dir zu viel werden. Das hat sogar den Vorteil, dass die Pflanze möglicherweise dann größere Früchte ausbildet.
Mischkultur: Welche Pflanzen kann ich mit Kürbis pflanzen?
Milpa gilt als Klassiker in Sachen Mischkultur. Es handelt sich um eine mittelamerikanische Anbauform, die auf die Maya zurückgehen soll. Im Beet werden dafür Kürbis, Mais und Bohnen kombiniert.
Im Kübel sind jedoch Platz und Nährstoffe begrenzt. Daher empfehle ich, nur Kürbis und Stangenbohnen zusammen zu pflanzen. Der Vorteil: Als Leguminosen versorgen die Bohnen den Kürbis mit zusätzlichen Nährstoffen!
Auch eine Sonnenblume passt zu Kürbis. Mit ihren Blüten lockt sie zudem Bienen an, die für die Bestäubung der Kürbisblüten gebraucht werden.
Als schlechte Nachbarn für Kürbis gelten Gurken und Dill.
Warum trägt mein Kürbis keine Früchte?
Die Kürbispflanze trägt sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Sie müssen gleichzeitig blühen und von Insekten besucht werden, damit sich aus den bestäubten weiblichen Blüten Früchte entwickeln können. Notfalls kannst auch du mit einem Pinsel Bienchen spielen.
Ein anderer Grund, warum dein Kürbis keine Früchte trägt: Vielleicht fehlt ihm einfach die Energie dazu? Kürbis braucht viele Nähstoffe, damit er Früchte ausbildet. Mit organischem Flüssigdünger kannst du schnell und gezielt Reserven auffüllen.
Aber bitte nur mäßig und bei Bedarf anwenden, damit die Pflanze nicht zu mastig wird!
Wann kann ich Kürbis ernten?
Je nach Sorte sind die Beeren nach etwa vier Monaten reif, also ab August. Ja, richtig gelesen: Die Früchte des Kürbis sind – botanisch gesehen – Beeren!
Auch wenn es viele Menschen im Supermarkt machen: Reife Kürbisse erkennst du nicht durch Klopfen. Das haben mir Fachleute für einen Artikel bestätigt. Als verlässliche Hinweise für einen reifen Kürbis gelten
- abgestorbenes Laub
- eine harte Schale
- ein verholzter Stiel, der sich kaum noch biegen lässt.
Schneide den Kürbis mit einem Teil des Stieles ab. Er verschließt die Beere und sorgt so dafür, dass sie lange haltbar ist.
Übrigens: Auch die Blüten des Speisekürbis gelten als essbar.
Wofür kann ich Kürbis verwenden?
Abgesehen von den Halloween-Laternen sind Speisekürbisse wie Butternut, Patisson und Hokkaido auch als Gemüse unheimlich vielseitig.
Du kannst sie je nach Sorte roh, gedünstet oder gebacken verzehren.
Mein Favorit: Hokkaido aus dem Backofen.
Die Reste kannst du am nächsten Tag ganz einfach für eine schnelle Suppe, ein Risotto oder ein Curry nutzen. Sehr lecker ist die Kombination mit frischem Mangold und Kichererbsen!
Außerdem kannst du Kürbis zum Backen verwenden – sowohl für herzhaftes Brot als auch für süße Kuchen und Muffins.
Die Kürbiskerne habe ich mal für salzige Knabbersnacks geröstet.
Auch die Kübisblüten gelten als essbar. Du kannst sie wie Zucchiniblüten zubereiten, zum Beispiel mit Frischkäse füllen oder frittieren.
Über Instagram haben mich weitere Rezeptideen erreicht, die ich an dieser Stelle gern weitergebe. Vielen Dank!
- Feuriges Kürbischili (groß.stadt.dschungel)
- Gnocchi in Kürbissoße mit Ziebeln, Weißwein und Sahne (mooikreativ)
- Kürbis-Gnocchi (bianakamarlow)
- Kürbis-Pesto (kathrins_krimskrams)
- Butternut Squash mit veganer Butter, Ahornsirup und Zimt (justsomeimpressions)
- Kürbis-Gnocchi-Auflauf, überbacken mit Schafskäse (großstadtbalkon)
- Kübis-Flammkuchen (val.eska)
- Kürbissscheiben mit Olivenöl, Kräutern und Feta aus dem Ofen (schnenna_je)
Ganz wichtig: Den Kürbis nicht essen, wenn er bitter oder seifig schmeckt! Unter Umständen kann er giftiges Cucurbitacin enthalten.
Und jetzt du!
Welchen Kürbis hast du schon mal auf dem Balkon angebaut?
7 Kommentare
Kathrin · 15. März 2022 um 5:22 pm
Hallo Mel,
ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen und habe mich gleich in deinen tollen Artikeln verloren. Momentan bin ich dabei mir nach und nach selbst einen kleinen Balkongarten aufzubauen. Und dank deinem Beitrag wachsen dieses Jahr bestimmt auch Kürbisse bei mir.
Zu den Kürbissen möchte ich gerne etwas anmerken. Und zwar hast du geschrieben, dass du immer gekauftes Saatgut nutzt, da sich die ungenießbaren und essbaren Kürbisse untereinander kreuzen könnten.
Dies stimmt natürlich, jedoch gilt dies nicht für alle essbaren Kürbissorten und auch nur wenn die ungenießbaren Sorten in einer bestimmten Entfernung zu finden sind.
Nils vom YouTube-Kanal Saatenvielfalt hat dazu einmal ein sehr interessantes Video gemacht.
Liebe Grüße
Kathrin
Mel · 16. März 2022 um 9:34 am
Hallo Kathrin,
vielen Dank für deine Nachricht – und den Hinweis zum Video.
Tatsächlich hatte ich auch mal einen Zierkürbis, und auch in der Nachbarschaft wachsen welche – daher bin ich eher vorsichtig und rate auch dazu, weil wir ja nicht in alle Gärten und auf alle Balkone sehen können.
Ich würde mich freuen, wenn du dich ans Balkongärtern wagst – es reicht ja auch erst mal ein Balkonkasten…
Kistengrüne Grüße
Mel
Julie · 27. Juni 2023 um 2:03 pm
Hallo Mel,
Vielen Dank für deinen tollen Blog. Ich habe dieses Jahr selbst zum ersten Mal zwei Hokkaido-Kürbisse in 2 sehr großen Pflanztöpfen eingepflanzt und sie entwickeln sich bis jetzt sehr gut. Meine Frage ist, was ich im nächsten Jahr machen kann, wenn ich in den Töpfen wieder Kürbis kultivieren möchte. Muss ich die gesamte Erde austauschen, da man Kürbis nur alle 5 Jahre am selben Standort ausbringen soll?
Viele Grüße
Mel · 29. Juli 2023 um 4:43 pm
Hallo Julie,
vielen Dank für deine Nachricht. Ich freue mich, dass die Kistengrün gefällt.
Du musst die Erde wird nach dem Anbau wahrscheinlich sehr ausgelaugt sein, aber du musst sie meiner Erfahrung nach nicht austauschen. Wichtig ist es aber, dass du die Erde wieder entsprechend mit Nährstoffen aufpeppst, damit der Kürbis im kommenden Jahr genug Futter bekommt.
Kistengrüne Grüße
Mel
Sandra · 23. Mai 2024 um 7:49 pm
Hallo Mel, mein Herz Hokkaido wächst im Topf recht gut und trägt nicht wenig Blüten, doch noch keine Frucht und ich musste schon mehrere Blüten wegwerfen weil sie ganz einfach abgefallen sind. Woran kann das liegen?
Danke dir schon mal für deine Antwort!
Liebe Grüße
Mel · 25. Mai 2024 um 4:38 pm
Hallo Sandra,
das kann mehrere Gründe haben – auch je nachdem, welche Blüten es sind.
Die männlichen sterben nach einer Weile ab, ganz normal. Die weiblichen, wenn sie nicht befruchtet wurden. Da kannst du mit einem Pinsel nachhelfen und Hummel spielen. Sprich: Pollen von der männlichen Blüte auf die Nabe in der weiblichen tupfen. Sobald die Zucchini wächst, fällt auch dann die Blüte ab – sie hat ja dann ihren Zweck erfüllt.
Kistengrüne Grüße!
Mel
Herbst-Rezept: Backofen-Kürbis vom Blech · Kistengrün · 31. Oktober 2020 um 10:15 am
[…] auf dem Balkon kannst du Kürbis anbauen. Dafür brauchst du keine speziellen Mini-Sorten. Die Klassiker wie Hokkaido und Butternut […]