Tomaten sind für mich ein absolutes Muss im Balkon-Garten. Die Pflanzen ziehe ich in der Regel selber vor. In dieser Anleitung zeige ich dir, worauf es bei der Aussaat ankommt – Schritt für Schritt.

Verschiedene Tomatensorten in einem blauen Sieb
Tomaten gibt es in vielen Farben und Formen. © Melanie Öhlenbach / Kistengrün

Ich liebe Tomaten – zumindest seit ich auf dem Balkon gärtnere. Davor konnte ich den wässrigen roten Kugeln im Supermarktregal nicht viel abgewinnen. Doch seit ich selbst Tomaten anbaue, hat sich für mich eine wahre Schatzkiste voller unterschiedlicher Sorten eröffnet.

Tatsächlich gibt es nach Angabe des Bundessortenamts mehr als 3900 Sorten an Tomaten. 3900 unterschiedliche Tomatensorten! Allein in der Europäischen Union! Wahnsinn!

Nicht alle diese Tomaten sind natürlich rot und rund. Es gibt Fleischtomaten mit großen, stark gerippten Früchten. Es gibt murmel-große Wildtomaten. Oder Cocktailtomaten in einer perfekten Birnenform. Und dann diese Farben: Von lila-schwarz bis hin zu leuchtend Gelb und Orange oder Gelb-Grün ist alles dabei – und das sogar gestreift im Zebra-Look!

Vom Samenkorn zur Pflanze

Als ich diese Auswahl entdeckt hatte, war mir sofort klar: Das will ich auch!

Doch woher bekommt man die Pflanzen, wenn es keine Gärtnerei und keinen Stand auf dem Wochenmarkt gibt, der sie verkauft? Wenn man niemanden kennt, der selbst Tomaten züchtet und sie anschließend verkauft oder tauscht?

Dann bleibt uns experimentierfreudigen Balkon-Gärtner*innen eigentlich nur noch eine Möglichkeit: Tomaten aus Samen selber ziehen!

Wildtomaten, frisch pikiert.

Tatsächlich gehören Tomaten zu den allerersten Gemüsearten, die ich aus Samen selbst gezogen habe. Und das ohne groß nachzudenken, gleich im allerersten Jahr. Und damals hatte ich noch nicht wirklich Ahnung, wie das so mit dem Balkon-Gärtnern funktioniert.

Tomaten selber ziehen ist also gar nicht so schwer, wie du vielleicht glaubst. Und es macht unheimlich Spaß. Denn wo sonst kann man jeden Tag erleben, wie aus einem Samenkorn eine Tomatenpflanze entsteht? Und das live bei dir, auf deiner Fensterbank!

Tomatensamen bestellen

Tomatensamen bekommst du in Gärtnereien und Gartencentern, aber auch im Bioladen. Wenn du auf der Suche nach außergewöhnlichen Sorten bist, empfehle ich dir, dich auf Saatgut-Tauschbörsen umzuschauen.

Auch in den sozialen Netzwerken tauschen passionierte Tomaten-Fans exotisch klingende Sorten. Manche Gruppen sind dauerhaft. Anfang des Jahres gibt es auch kurzfristig viele Tauschaktionen, bei denen man nicht immer weiß, was man bekommt. Ein großer Spaß!

Saatgut tauschen: Saatguttüten selbstgemacht
So viele tollen Samentüten habe ich bei einer Tauschaktion Anfang 2020 bekommen!

Und dann gibt es noch tolle Vereine und Initiativen, die sich für den Erhalt von seltenen, ungewöhnlichen und alten Sorten stark machen. Sie verkaufen Saatgut, um die Sortenvielfalt zu erhalten.

Das Tolle: Die Samen, die sie vertreiben, sind in der Regel samenfest. Das bedeutet, du kannst von den Früchten Saatgut selber nehmen und im nächsten Jahr wieder aussäen – auch von Tomaten!

Eine Liste mit Quellen, über die ich meine Saatgut beziehe, findest du in diesem Beitrag.

Tomatensorten für den Balkon-Garten auswählen

Auch wenn man grundsätzlich alle Gartentomaten auf dem Balkon anpflanzen kann: Alle 3900 Sorten werde ich wohl niemals in meinem Balkon-Garten anbauen können. Daher suche ich mir jedes Jahr neue Sorten aus.

Oftmals lasse ich mich dabei von den Beschreibungen in den Katalogen verführen. Es gibt aber auch andere Kriterien, nach denen du Sorten auswählen kannst:

Welche Tomatenart soll es sein?

Tomaten gibt es in unterschiedlichen Größen. Fleischtomaten können faustgroße Früchte tragen, selbst auf dem Balkon. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass sie im Kübel nicht ganz so einfach zu ziehen sind und nur wenige Früchte tragen. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Wildtomaten und Cocktailtomaten gemacht.

Die orangenen Früchte der Golden Currant Tomate
Klein und orange: Die Früchte der Wildtomate Golden Currant.

Wie ist der Standort?

Tomaten können Pilzkrankheiten bekommen, wenn die Blätter nass werden. Daher ist es ratsam, sie unter einem Dach oder in einem Gewächshaus zu ziehen. Wenn du ein solches nicht schon besitzt oder keine Zeit hast, einen Unterstand zu bauen, empfehle ich dir robuste Wildtomaten wie Golden Currant und Rote Murmel. Außerdem kommen sie auch mit einem weniger sonnigen Standort klar.

Nicht alle Tomaten wachsen übrigens aufrecht. Es gibt auch Sorten, die du in einem großen Balkonkasten anbauen kannst – zum Beispiel die Ampeltomate rosa oder Tumbling Tom in gelb oder rot. Sie ranken dann über den Rand des Gefäßes.

Wie pflegeleicht ist eine Tomate?

Ganz ohne Pflege kommt eine Tomate nicht aus. Aber es gibt Sorten, die nicht ganz so pflegeintensiv sind. Dazu gehören Busch- und Strauchtomaten – sie müssen weniger entgeizt werden als Stabtomaten. Auch Wildtomaten kannst du ohne Entgeizen wachsen lassen.

Und dann ist da noch der Dünger: Tomaten gehören zu den starkzehrenden Pflanzen, brauchen also viele Nährstoffe. Auch hier habe ich mit Wildtomaten und Tomaten mit kleinen Früchten bessere Erfahrungen gemacht als mit den großen Fleischtomaten.

Wie soll die Tomate aussehen?

Bunte Tomaten sind natürlich schon vom Aussehen her etwas Besonderes. Zu meinen Favoriten gehören hierbei die Cocktailtomate Schwarze-Russische, die gelb-grün gestreifte Salattomate Green Zebra und natürlich mein Favorit: das Sibirische Birnchen!

Tomatensorte Sibirisches Birnchen
Die Cocktailtomate ‚Sibirisches Birnchen‘ hat nicht nur eine perfekte Birnenform, sondern meiner Ansicht nach auch einen köstlichen Tomatengeschmack.

Diese Tomaten ziehe ich in diesem Jahr vor

In diesem Jahr habe ich eine Mischung aus bewährten Kistengrün-Klassikern, verführerisch klingenden Tomaten und Saatgut ausgesät, das ich über eine Tauschaktion bekommen habe.

  • Balkontomate Pinky Striped
  • Johannisbeer-Tomate
  • Litschi-Tomate
  • Cocktailtomate Sibirisches Birnchen
  • Cocktailtomate Vesennij Mieurinskij

Gehen die Samen alle auf, steht also wieder eine bunte Tomaten-Saison bevor! (Und ziemlicher Platzmangel. Ich habe an die 40 Samen in die Erde gesteckt. Falls du also in der Nähe wohnst und Tomatenpflanzen haben möchtest, melde dich gern!)

Das Tolle dabei ist:

Egal wie unterschiedlich die Tomaten letztlich aussehen, stellen sie grundsätzlich alle ähnliche Ansprüche in Sachen Anzucht, Standort und Pflege.

Der ideale Standort und Zeitpunkt für die Tomaten-Aussaat

Um Tomatenpflanzen vorzuziehen, brauchst du kein großes Gewächshaus. Das klappt auch auf einer hellen, nicht allzu warmen Fensterbank. Auch ich ziehe meine Tomaten auf der Fensterbank im Wohnzimmer vor!

Der ideale Zeitpunkt für die Aussaat ist meiner Ansicht nach Ende März bis Mitte April.

„Was, so spät?“, wirst du dir sicherlich denken. Schließlich kursieren in den sozialen Netzwerken schon um diesen Zeit zahlreiche Fotos von kleinen Tomatenpflänzchen.

Ich kann diese Vorfreude und Ungeduld verstehen, rate aber zu Geduld.

Junge Sämlinge brauchen Wärme und Licht – und das in einem ausgewogenen Verhältnis.

Ist es zu warm, streben die Pflänzchen schnell nach oben, dem Sonnenlicht entgegen. Doch Sonne scheint in den ersten Monaten des Jahres noch recht selten und nur für kurze Zeit auf meine Fensterbank. Daher müssen sich die Keimlinge ganz schön strecken und schnell in die Höhe wachsen. Sie bilden lange, dünne, weiße Triebe und fallen dann gern mal um.

Wenn die Keimlinge lang und dünn wachsen, bekommen sie zu wenig Licht.
Wenn die Keimlinge lang und dünn wachsen, bekommen sie zu wenig Licht.

Vergeilen heißt das in der Fachsprache. Solche Pflänzchen werden dann in der Regel nichts mehr – nicht nur bei Tomaten, sondern auch bei anderem Gemüse.

Tomaten aussäen: Das Zubehör

Um Tomaten selber zu ziehen, brauchst du kein professionelles Equipment. Ein paar Dinge sind aber essenziell und hilfreich.

Tomaten selber ziehen - Zubehör
So manches Zubehör für die Aussaat findest du im Haushalt.
  • Anzuchtschale
    Ich säe Tomaten in der Regel in Anzuchtschalen aus. Sie sind flacher als Blumentöpfe. Du kannst aber auch kleine Töpfe oder Multitopfplatten verwenden. Das macht später das Pikieren leichter, also das Vereinzeln der Pflanzen. Kaufen musst du Anzuchtschalen übrigens nicht: Du kannst dafür auch allerlei Verpackungen upcyceln.
  • Anzuchterde
    Für die Anzucht von Tomaten verwende ich torffreie Aussaat- oder Anzuchterde. Sie gilt als keimfrei, sollte also keine Pilzsporen oder Schädlinge enthalten, die den frisch gekeimten Tomaten schaden könnten. Zudem enthält sie weniger Nährstoffe als Pflanzen- oder Gartenerde. Um diese zu finden, muss der Keimling viele verzweigte Wurzeln ausbilden – und das ist gut für die weitere Entwicklung der Pflanze.
  • Pikierstab
    Tomaten säe ich ihn in Reihen aus. Die Rillen oder Löcher mache ich mit einem ChopStick oder Schaschlikspieß – was ich eben gerade zur Hand habe.
  • Sprühflasche
    Eine Sprühflasche eignet sich zum vorsichtigen Anfeuchten besser als eine Gießkanne. Eine alternative Flaschenbrause kannst du dir mit dieser Anleitung auch ganz einfach selber bauen.
  • Pflanzenschild
    Junge Tomatenpflänzchen sehen irgendwie alle gleich aus. Pflanzenschilder helfen dir, in deiner Anzuchtstation den Überblick zu behalten. Du kannst sie auch ganz einfach selber machen, zum Beispiel aus Joghurtbechern oder Eisstielen aus Holz.

So, genug der Vorrede: Jetzt wird ausgesät!

Tomaten aussäen – Schritt für Schritt

Anleitung zum Tomaten vorziehen

  1. Erde einfüllen

    Fülle die Anzuchtschalen mit Anzuchterde. Drücke sie etwas fest, damit sie sich verdichtet. Ist die Erde sehr trocken, ist es ratsam, sie mit etwas Wasser zu besprühen.Anzuchterde in eine Anzuschale füllen

  2. Rillen vorbereiten

    Jetzt mit dem Stäbchen einzelne Löcher bohren oder Rillen ziehen. Sie sollten etwa einen halben Zentimeter tief sein.

  3. Tomatensamen aussäen

    Säe die Samen in einem Abstand von etwa zwei Zentimetern aus. Bedecke die Samen mit Erde und drücke diese vorsichtig an. Tomatensamen brauchen Dunkelheit, damit sie keimen.

  4. Erde anfeuchten

    Befeuchte die Erde mit Wasser aus der Sprühflasche. Sie sollte feucht, aber nicht nass sein.

  5. Anzuchtschalen beschriften

    Beschrifte die Anzuchtschalen, damit du weißt, was du darin ausgesät hast.Tomaten aussäen - Aussaat beschriften

  6. Auf die Fensterbank stellen

    Stelle die Anzuchtschalen auf eine helle, warme Fensterbank und halte die Erde in den kommenden Tagen gleichmäßig feucht.
    Spätestens nach etwa zehn Tagen sollten die Tomatensämlinge zu sehen sein.

Tipps zur Anzucht von Tomaten

Du siehst, Tomaten aussäen ist eigentlich gar nicht so schwierig. Hier noch ein paar Tipps, damit sich die Sämlinge gut entwickeln.

  • Tomatensamen keimen bei Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad Celsius. Je nach Lichtmenge kannst du sie etwas kühler stellen, damit sie gleichmäßig und gesund wachsen.
  • Für die Keimung ist ein feucht-warmes Klima ideal. Daher stelle ich die Anzuchtschalen in ein Mini-Gewächshaus oder decke sie mit einem durchsichtigen Plastikdeckel ab. Du kannst die Gefäße aber auch mit Klarsichtfolie überspannen. Lüfte die Gefäße regelmäßig, damit sich kein Schimmel bildet – gerade Anzuchtgefäße aus Pappe sind da sehr empfindlich.
  • Halte die Erde nun immer gleichmäßig feucht, mache sie aber nicht zu nass. Am besten arbeitest du weiterhin mit der Sprühflasche: Der Wasserschwall aus der Gießkanne ist meist so stark, dass er die Samen aus der Erde schwemmt und später die zarten Pflänzchen abknickt.

Weitere Tipps für eine erfolgreiche Anzucht findest du in diesem Beitrag.

Viel Vergnügen und viel Erfolg!

Und jetzt du!

Welche Tomaten wachsen in diesem Jahr in deinem Balkon-Garten? Hast du schon einmal versucht, Tomaten selber zu ziehen?

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Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

5 Kommentare

Biggi · 5. April 2020 um 3:55 pm

Als ich noch einen überdachten Südbalkon hatte, habe ich Tomaten dort in größeren Mengen gezogen und einfach am Geländer befestigt. Um Sorten habe ich mich nicht gekümmert, ich habe einfach die Samen aus den gekauften genommen und bin in den meisten Fällen angenehm überrascht worden. Plötzlich erschienen zuckersüße Cocktailtomaten, gelbe Tomaten, große, kleine, was das Herz begehrt. Und alle haben sehr gut geschmeckt. Das abgeernete Grün wurde dann im Balkonkasten untergegraben und diente im nächsten Jahr als Grünfutter für die nächste Tomatengeneration.

Leider ist der Südbalkon Geschichte und jetzt im Garten gestaltet sich der Tomatenanbau schwieriger. Aber mit den wärmer und trockener werdenden Sommern mache ich mir immer weniger Sorgen um Braunfäule und Co. Trotzdem, Topfkultur ist bei Tomaten wesentlich einfacher als Beetkultur.
Viel Erfolg mit deinen Sämlingen.

Biggi

otto regensdacher · 17. Mai 2020 um 2:47 pm

Die beschriebene Mengenaussaat und das anschließende Pikieren der Tomatenpflänzchen lohnt sich vielleicht für einen recht großen Garten oder eine Gärtnerei. Bei meinen 15 Sorten, die ich dieses Jahr selbst aus Samen zog ging, ich wie folgt vor:

Das Saatkorn kam jeweils in eine Pflanzgefäß, Durchmesser ca. 8 cm.

In 90 % aller Fälle keimt der Samen problemlos, sofern man Anzuchterde verwendet.

Wenn dann vielleicht bei 15 Samen ein Samenkorn nicht aufgeht, dann sät man eben nach.

(Begonnen wird das Ganze von mir Mitte Februar und jetzt im Mai habe ich dann
schon kräftige Pflanzen, die im Freien stehen.)

Grüße
o.r.

Micha · 30. Mai 2021 um 12:00 pm

Ich habe Tomaten selber gezogen! An ein paar Pflanzen sind Triebe die sehen aus, wie das grüne von Karotten, muss ich die weg nehmen, oder bleiben die dran?

    Mel · 31. Mai 2021 um 10:06 am

    Hallo Micha,

    herzlichen Glückwunsch zu den ersten selbst gezogenen Tomaten!
    Normalerweise musst du an den Jungpflanzen keine Triebe und Blätter entfernen. Sehen sie vielleicht aus wie auf dem zweiten Bild im Beitrag oben? Daraus entwickeln sich dann die Blätter.

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Diese Pflanzen wachsen im Balkon-Garten 2020 ⋆ Kistengrün · 7. Juni 2020 um 1:05 pm

[…] ich ja Pech mit dem Saatgut und musste mir Pflanzen vom Wochenmarkt organisieren. Daher hatte ich diesmal großzügig ausgesät – und zwischenzeitlich mehr als 50 Pflanzen auf der […]

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