Lavendel ist eine tolle Pflanze für den BalkonGarten und lässt sich ganz einfach durch Stecklinge vermehren. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie das geht.
Bei Lavendel denken viele an Oma-Duft und Mottenkugel-Ersatz. Sein intensiver Duft gilt als beruhigend, kann aber auch abstoßend wirken – vor allem wenn man es damit übertreibt.
Trotzdem sollte er in keinem Balkon-Garten fehlen: Er ist pflegeleicht, eine tolle Bienenweide und lässt sich auch in der Küche verwenden, zum Beispiel für leckere Lavendel-Kekse, Aroma-Wasser und beruhigenden Guten-Abend-Tee.
Ich jedenfalls mag Lavendel als Pflanze sehr gern. Daher habe ich seit vielen Jahren nicht nur einen, sondern zwei Halbsträucher im BalkonGarten. Und demnächst vielleicht sogar noch ein paar mehr…
Die Nachbarin hat nämlich gestern ihren Lavendel-Strauch gestutzt. Ein wunderschönes Exemplar von mehr als einem Meter Durchmesser und einem halben Meter Höhe. Die Bienen und Hummeln fliegen total auf ihn: Als er blühte, herrschte dort ein beeindruckendes Gesumme und Gebrumme!
Ich habe mich daher sehr gefreut, als sie mir ein paar Zweige für Stecklinge anbot.
Lavendel vegetativ vermehren: Vorteile und Nachteile
Sicherlich: Lavendel lässt sich auch über die winzigen Pflanzensamen vermehren, die sie nach der Blüte bilden. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass das recht mühsam ist. Im Frühjahr haben wir im Umwelt-Projekt, in dem ich ehrenamtlich tätig bin, Lavendel ausgesät. Aber nach knapp einem Monat keimte nur die Erkenntnis: Kein Samenkorn war aufgegangen.
Stecklinge hingegen gelten als sichere Methode, um Pflanzen zu vermehren. Das gilt übrigens nicht nur für Lavendel, sondern auch für andere verholzende Gewächse wie Rosmarin, Thymian und Salbei.
Stecklinge sind grundsätzlich nichts Anderes als junge Triebe, die abgeschnitten und eingepflanzt werden und dann in der Erde wurzeln. Die Pflanzen, die aus ihnen entstehen, haben dieselben Eigenschaften wie ihre Mutterpflanzen.
Das hat Vor- und Nachteile: Wir wissen genau, wie die Pflanze aussehen und duften wird. Neue Sorten können dadurch aber meines Wissens nicht entstehen. Das würde bedeuten: weniger Artenvielfalt.
Da ich das Ausgangsmaterial von meiner Nachbarin bekommen habe, kann ich mir aber nun zumindest sicher sein, dass der Lavendel nicht mit irgendwelchen Mitteln behandelt oder gespritzt wurde. Und selber ziehen ist immer noch günstiger als neu kaufen!
So vermehrst du Lavendel durch Stecklinge
Stecklinge kannst du den ganzen Sommer über schneiden. Als ideale Zeitpunkte gelten aber das Frühjahr und der Spätsommer.
Dann solltest du den Lavendel nämlich sowieso schneiden: Im Frühling bekommt der Halbstrauch seinen Formschnitt, damit er schön kompakt bleibt und nicht verholzt. Im Sommer solltest du zumindest die verblühten Blüten abschneiden.
Wenn du einen Lavendel durch Stecklinge vermehren willst, brauchst du:
- einen Lavendel
- eine Gartenschere
- einen kleinen Blumen- oder Anzuchttopf
- Anzuchterde
Und so geht es:
- Schneide einen etwa zehn Zentimeter langen Trieb mit der Gartenschere ab. Der Trieb sollte noch weich und nicht verholzt sein. Außerdem sollte er nicht verzweigt sein. Hat er geblüht, schneide die Blütenreste ab.
- Entferne die unteren Blätter – etwa ein Drittel bis die Hälfte.
- Fülle den Blumentopf mit Anzuchterde.
- Stecke den Steckling bis zum Blattansatz in die Erde und gieße ihn gut an.
- Stelle den Topf an einen hellen, warmen Ort. Im Winter sollte er nach drinnen umziehen. Die junge Pflanze gilt als frostempfindlich.
- Halte den Steckling gut feucht. In einem Anzuchthaus trocknet die Erde nicht so schnell aus.
- In den kommenden Wochen bildet der Steckling nun Wurzeln. Das kann eine Weile dauern. Ob die Pflanze angeht, erkennst du in der Regel daran, dass sie neue Blätter bildet.
- Schneide den Lavendel zurück, sobald er austreibt: Die Pflanze wächst dann kompakter und verzweigt sich stärker.
Lavendel, den du im Sommer aus einem Steckling gezogen hast, pflanzt du am besten im Frühjahr ein. Lavendel, den du im Frühjahr vermehrt hast, kannst du im Frühsommer einpflanzen.
Ich bin gespannt, wie sich meine Lavendel-Stecklinge entwickeln und freue mich schon auf viele weitere duftende Bienenweiden im kommenden Jahr…
Viel Spaß und viel Erfolg!
Und jetzt du!
Hast du schon mal Lavendel oder andere Pflanzen über Stecklinge vermehrt?
11 Kommentare
Birgit · 9. Juni 2019 um 3:12 pm
Ich mache seit einigen Jahren mein Lavendel selber ,es klappt prima und einige sind wunderschön geworden .
Mel · 11. Juni 2019 um 11:34 am
Hallo Birgit,
das ist schön zu lesen, dass es klappt und du schon viele Lavendel hast ziehen können!
Ich halte mich gerade mit dem Vermehren zurück. Zu wenig Platz und Zeit, leider.
Kistengrüne Grüße
Mel
Guido Schmitt · 16. März 2020 um 9:23 am
Hallo.Ich habe mich über den Beitrag gefreut.Und werde in Zuge dessen in meinen Garten dieses Jahr versuchen über Stecklinge meinen Lavendel zu vermehren.
Mel · 17. März 2020 um 3:28 pm
Lieber Guido Schmitt,
ich drücke die Daumen, dass es klappt! Auf diese Weise lassen sich übrigens auch Salbei und Rosmarin vermehren – nur so als Tipp ;-)
Viel Erfolg und kistengrüne Grüße
Mel
Caro · 16. Juli 2019 um 1:57 pm
Vielen Dank für diese tolle Anleitung. Da ich jetzt recht lange nach einem bestimmten Lavendel, der gerade bei uns am Mietshaus wächst, vergebens gesucht habe, bin ich froh über diese Alternative mit Stecklingen. Nun kann ich mir eine Erinnerung mitnehmen und in meinem Garten heimisch werden lassen. Und es ist genau der Lavendel, den ich immer wollte :D
Eine Frage habe ich aber doch: Muss es zwingend Anzuchterde sein? Oder geht auch Erde aus dem neuen Garten? Gedüngt wurde da meines Wissens nicht. ?
Mel · 16. Juli 2019 um 2:08 pm
Gern geschehen, liebe Caro! Ja, das ist das Tolle an Stecklingen – dass man genau die Pflanze noch mal bekommt. :-)
Anzuchterde hat ja den Vorteile, dass sie keimfrei ist. Du kannst sie auch selbst herstellen: Einfach zu einem Drittel mit Sand und Kompost mischen und und fein sieben – das brauchen die feinen Wurzeln. Für die Keimfreiheit die Erde bei 120 Grad etwa 45 Minuten in den Backofen schieben.
Ich drück dir die Daumen, dass es mit den Stecklingen klappt. Nimm zur Sicherheit lieber gleich zwei oder drei mit…!
Kistengrüne Grüße
Mel
Marion · 19. April 2020 um 8:19 pm
Das mit den Stecklingen werd ich dieses Jahr wohl auch ausprobieren. Ich hab allerdings auch schon einen Lavendel aus einem Samenkorn, das selbst in Pflastersteinen aufgegangen und gewachsen ist, vorsichtig aus den Steinen gezogen und dann einfach in normale Gartenerde gesetzt und das ganze ist nach 2 Jahren jetzt schon ein schöner Strauch!
Mel · 20. April 2020 um 8:18 am
Hallo Marion,
das ist super, dass sich deine Lavendel auch auf diese Weise vermehrt! Ich hab in diesem Jahr auch zwei Pflänzchen im Balkonkasten entdeckt und hoffe, dass sie sich weiterhin gut entwickeln. Die Vermehrung über Stecklinge klappt meiner Meinung nach etwas besser.
Viel Freude und viel Erfolg dabei!
Kistengrüne Grüße
Mel
Elisabeth · 4. Juni 2023 um 6:41 pm
Wir haben einen Schrebergarten mit sehr verholztem lavendel übernommen. Ich hoffe ich kann mit dieser Methode ein paar Zweige retten :)
Mel · 5. Juni 2023 um 1:45 pm
Ich drück dir Daumen, liebe Elisabeth! Wenn die Pflanzen vital sind, klappt es bei mir gut.
Kistengrüne Grüße
Mel
Duftgeranien richtig pflanzen, pflegen und vermehren · 19. Juli 2019 um 3:29 pm
[…] Duftpelargonien Hybride. Sie werden in der Regel über Stecklinge und Ableger vermehrt – ähnlich wie Lavendel. Ideal für die Vermehrung sind Frühling und […]