Was Gärtnern so alles bewirkt: Um die Brennnessel habe ich jahrelang einen großen Bogen gemacht. Heute freue ich mich, dass sie auf meinem Balkon wächst. Und dass ich sie endlich essen kann!
Kurze Hosen und Brennnesseln sind keine gute Kombi.
Das habe ich als Kind lernen müssen. Unzählige Male. Und immer wieder schmerzhaft.
Denn ganz ehrlich: Scheiß auf die Abkürzung! Ich bin lieber einen Umweg gelaufen statt diesen fiesen feinen Härchen zu begegnen! Noch heute schüttelt es mich, wenn ich an die blassroten Quaddeln denke, die sich dann auf der Haut bildeten… :-(
Nicht umsonst leitet sich der botanische Name der Brennnessel (Urtica) vom lateinischen Wort für brennen (urere) ab. Das brannte wirklich wie Feuer.
Auaaaa!
Brennnessel sind verkannte Allrounder
Dass ich mal zu einem großen Brennnessel-Fan werde, hätte ich mir daher nie träumen lassen. Doch seit ich auf meinem Balkon gärtnere, sehe ich das Unkraut mit anderen Augen.
Brennnessel sind ja wahre Allrounder im Garten. Aus ihnen kann man nicht nur Flüssigdünger und Brühen gegen Blattläuse machen. Man kann sie auch essen und trinken! :-)
Und das Beste: Brennnessel gelten auch noch als gesund. Insbesondere junge Pflanzentriebe sollen jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und Eisen enthalten. Daher bezeichnet der Volksmund sie auch als blutbildende Heilpflanze.
Grund genug also, um ihr ein kleines Plätzchen auf dem Balkon einzuräumen. :-)
Brennnessel essen – nur wie?
In der Hopfen-Kiste gedeiht die Brennnessel inzwischen wirklich super. Kein Wunder: Dort steht sie voll in der Sonne. Und der Erde habe ich jede Menge Hornspäne hinzugefügt. ;-)
Allerdings war ich ziemlich unschlüssig, was ich denn nun aus der Super-Pflanze zubereiten soll. Einfach nur Tee war mit dann doch zu langweilig.
Also habe ich nicht nur in diversen Büchern und im Netz recherchiert, sondern auch mal die Kistengrün-Fans auf Instagram gefragt. Und was soll ich sagen? Brennnesseln sind auch in der Küche vielseitig einsetzbar! :-)
Am Sonntag hatte dann die Qual der Wahl zwischen diversen Risotto- und Quiche-Rezepten. Schließlich hab ich mich für ein Risotto mit Pilzen von Wilder Wegesrand entschieden.
Brennnessel ohne Verbrennungen ernten und verarbeiten
Zwischen mir und einem leckeren Abendessen stand dann aber noch eine große Herausforderung: die Ernte.
Und vor der grauste es mir nach den bisherigen Erfahrungen gewaltig. Ich bin da ja im wahrsten Sinne des Wortes ein gebranntes Kind – siehe oben.
Mit Arbeitshandschuhen und einem scharfen Küchenmesser bin ich dann den Brennnesseln zu Leibe gerückt.
Ich hatte echt Herzklopfen!
Doch mit einem beherzten Griff und einem schnellen Schnitt war dann alles vorbei. Und ohne Verbrennungen! :-)
Auch das Kleinhacken war kein Problem: Ich hatte die Brennnessel nämlich erst mit kochendem Wasser übergossen und dann abgeseihert. ;-)
Damit nichts Gesundes verloren geht, habe ich das Wasser dann als Basis für die Gemüsebrühe verwendet. :-)
Endlich! Abendessen auf dem Balkon
Dass an diesem Tag dann auch endlich mal wieder die Sonne schien, hat uns dann auch noch eine doppelte Premiere in diesem Jahr beschert:
Erstes Mal Brennnessel essen.
Erstes Abendessen auf dem Balkon im Jahr 2017.
Eine großartige Kombi! :-) :-) :-)
So kann’s jetzt gern weitergehen. :-)
Habt ihr schon mal Brennnesseln gegessen? Was ist euer Lieblingsgericht?
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8 Kommentare
anne · 8. Mai 2017 um 9:54 pm
Das beste Wildgemüse was es gibt. FRÜHLINSKUR!!Entschlackung ,Blutreinigung,Entwässerung,jede Menge Vitamine u.Mineralien.
Einfach nur genial.Wenn Menschen wüssten ,wie gesund die Brennnessel ist, würden wir kein mehr finden.
Mel · 9. Mai 2017 um 1:30 pm
Hallo Anne,
die Brennnessel ist wirklich unglaublich vielseitig. Das hätte ich früher nie gedacht. :-)
Und das Beste an ihr ist: Es gibt sie wirklich überall – kostenlos! :-)
Ich werde mich jetzt auf jeden Fall mehr mit ihr beschäftigen.
Kistengrüne Grüße
Mel
Giorgio · 9. Mai 2017 um 10:56 am
Liebe Mel,
wow, Du hast es gewagt, gratuliere Dir! Was mir an Deinem Artikel so gut gefällt ist, dass das Gefühl des Zögerns total zu sprüen ist. Das kann ich so gut nachvollziehen, da es mir genau so geht, seit Jahren. Neugierde, die sich ob des Zögerns, „das essen?“ nicht überwinden kann. Zwei Fragen: Woran erkennt man, dass die eventuell schon zu alt sind? Ich denke, der Übergang ist fließend oder? 2: Wie hat es denn nun geschmeckt? War das was? Hast Du nicht fast zuviel Reis und zuwenig Brennesseln? Oder war der Geschmack dennoch überzeugend, da sich eine Art Sauce bildet?
Herzlich Giorgio
Mel · 9. Mai 2017 um 1:47 pm
Hallo Giorgio,
du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war, als ich mit dem Messer auf dem Balkon stand! Ich hab echt schweißnasse Hände bekommen. Anschließend hab ich meine Beute mit ausgetreckten Armen in die Küche getragen – das muss unglaublich komisch ausgesehen haben. :-)
Was das Alter angeht: Die Pflanzen können natürlich sowohl alte als auch junge Blätter tragen. Da ist der Übergang fließend, wie du zurecht schreibst. Die älteren Blätter sind weiter unten, fleischiger und meist dunkelgrün. Die jüngeren sind zarter und heller. Am besten ist es wohl, die oberen Blätter beziehungsweise die Blattspitzen zu ernten. Auch wegen markierungsfreudigen Hunden…
Was den Geschmack angeht: Ganz ehrlich? Ich fand nicht, dass Brennnessel besonders schmecken. Ein bisschen wie Spinat vielleicht, auch in der Konsistenz. Ich hatte es vielleicht auch ein bisschen zu gut mit dem Weißwein gemeint. ;-)
In der Tat war es wohl zu viel Reis. Ich dachte zunächst, dass ich zu viele Brennnessel hab – der Topf war halb voll! Doch bei Brennnesseln ist es wie bei Spinat: Die Blätter fallen sehr schnell in sich zusammen. Im gekochten oder blanchierten Zustand ist da weniger als die Hälfte übrig. :-(
So oder so: Ich fand es megallecker. :-) :-) :-)
Und jetzt du…! :-)
Ich bin gespannt!
Kistengrüne Grüße
Mel
Jeannette (KrautLiese) · 18. Mai 2017 um 12:12 am
Liebe Mel, hach, das freut mich ja, dass Dir mein Rezept geschmeckt hat! :-)
Ich hatte auch schon mehrfach Brennnessel-Risotto, gestern erst.
Übrigens auch sehr lecker ist ein Spinat aus ihr, wenn man noch etwas Lauch oder Bärlauch dazu gibt. Und Giersch packe ich auch üblicherweise rein. Zwiebeln, etwas Weißwein, Schmand und Muskatnuss – toll!
Liebe Grüße!
Mel · 18. Mai 2017 um 4:51 pm
Liebe Jeannette,
vielen Dank – es war wirklich sehr lecker! :-) Auch wenn ich wohl nicht ganz so viele Brennnessel wie im Rezept angegeben beisammen hatte.
Spinat kann ich mir auch sehr gut vorstellen – mit Giersch ist sowieso alles sehr lecker. Ich helfe gerade Freunden, ihren Kleingarten gierschfrei zu halten. ;-)
Neulich hab ich einfach ein paar frische Blätter mit Zwiebeln angedünstet und die Reste meiner Buchweizen-Linsen-Suppe, die inzwischen völlig aufgequollen war, dazugegeben. Resteessen, megalecker!!! :-)
Ich freu mich schon auf den nächsten Beutezug durch den Kleingarten. :-)
Kistengrüne Grüße
Mel
SchädelMädel · 29. Mai 2017 um 9:16 pm
Liebe Mel,
ein schöner Bericht! Nachdem ich auf Instagram gesagt hatte ich würde das Löwenzahn-Brennnesel-Risotto mit Kurkuma empfehlen, habe ich es nun selbst probiert. http://schaedelmaedel.de/loewenzahn-brennnessel-risotto/
Das Brennnessel-Wasser als Basis für die Brühe zu nehmen, das war eine gute Idee.
Mit Pilzen werde ich es bestimmt auch noch testen. Und noch in anderer Form. Ich bin jedenfalls auf den Geschmack gekommen.
Viele Grüße
Ingrid
Mel · 30. Mai 2017 um 6:57 am
Liebe Ingrid,
vielen Dank für das Rezept!
Das sieht ja köstlich aus! Vor allem die knalligen Farben machen richtig Appetit! :-)
Wenn es jetzt auch noch so super schmeckt wie es aussieht… Kann ich verstehen, dass du auf den Geschmack gekommen bist! ;-)
Ich werde es auf jeden Fall mal ausprobieren! :-)
Kistengrüne Grüße
Mel