Möhre und Zwiebel gelten als perfekte Nachbarn im Gemüsebeet. Warum das so ist und was hinter dem Geheimnis Mischkultur steckt, verrät Buchautorin und Bio-Gärtnerin Doris Kampas im Interview.

Das Gartenbuch von Doris Kampas.

„Biogärten gestalten. Das große Planungsbuch“ heißt das neue Buch von Doris Kampas.

Auf den ersten Blick nicht gerade ein Titel, den ich mir zulegen müsste. Schließlich habe ich einen Balkongarten und sollte mir eher Gedanken über das jährlich wiederkehrende Platzproblem als über die Anlage eines Komposthaufens oder die Grundlagen eines Obstgartens machen.

Dachte ich zumindest.

Doch dann hat ein Thema meine Aufmerksamkeit erregt, das Doris Kampas sehr ausführlich und sehr anschaulich (Beispiele aus der Praxis! :-) Planungsskizzen!! :-) :-) ) in ihrem 440 Seiten starken Standardwerk behandelt: Mischkultur.

Und das nicht nur in einem richtigen Kleingarten, sondern auch bei Hochbeeten, Trögen und Töpfen!!! :-) :-) :-)

Ganz schön dick – und sehr informativ. Die Planungsskizzen für Mischkultur sind super.

Großartig – und ein idealer Grund, die Autorin und Bio-Gärtnerin ein bisschen mehr zu diesem Thema zu löchern. ;-)

Schließlich hab ich mir über Mischkultur im Balkongarten bislang eher weniger Gedanken gemacht…

Also so ganz konkret… ;-)

Frau Kampas, in Ihrem neuen Buch „Biogärten gestalten. Das große Planungsbuch“ geben Sie Tipps für die Mischkultur von Trögen und Töpfen.

Was versteht man eigentlich genau unter Mischkultur?

Grünes Miteinander: Kapuzinerkresse, Fruchtsalbei und Tomate.

Mischkultur bedeutet nichts Anderes als das Zusammenpflanzen oder Mischen von verschiedenen Gemüse- und Kräuterarten, die sich auf unterschiedlichste Weisen – positiv, aber manchmal auch negativ – gegenseitig beeinflussen.

Inwiefern ist Mischkultur für das Gärtnern auf dem Balkon geeignet?

Wer Platz für ein Hoch- oder Terrassenbeet auf dem Balkon oder einer Terrasse hat, wendet die Mischkultur hier genauso an wie in einem „normalen“ Gemüsebeet im Garten. Aber auch in Kistchen können verschiedene Gemüsearten miteinander kombiniert werden.

TopfgärtnerInnen stellen einfach die Töpfe mit verschiedenen Pflanzen, die sich gut miteinander verstehen, direkt nebeneinander.

Was sind die Vorteile einer Mischkultur?

Mischkultur-Kombinationen haben viele positive Auswirkungen auf das Wachstum und die Gesundheit der Pflanzen.

Je nach Kombination werden verschiedene Krankheiten von den Nachbarpflanzen ferngehalten, zum Beispiel durch Wurzelausscheidungen oder durch Gerüche, die die Schädlinge im wahrsten Sinn des Wortes nicht „riechen“ können und sich daher lieber ein anderes Opfer suchen.

Kräuter und verschiedene Gemüsearten haben unterschiedliche Nährstoffbedürfnisse – daher wird die Erde –  auch in Kisten und Trögen – nicht einseitig ausgelaugt.

Biene auf Ringeblume. :-)

In der Mischkultur locken bunt blühende Kräuter oder auch Blumen wie Ringelblumen Insekten zur Bestäubung an – der Ertrag von Fruchtgemüse wie Tomate oder Paprika wird höher.

Weitere Vorteile sind die Verbesserung des Aromas und die Beschleunigung der Keimung.

Gibt es auch Nachteile?

Es gibt zwar nachteilige Mischkulturen, aber das Prinzip der Mischkultur selbst hat keine Nachteile. Lediglich im Vorfeld des Anbaues sollte sich der Gärtner oder die Gärtnerin etwas Zeit nehmen und die Bepflanzung der Töpfe, Kisten und Beete gründlich planen.

In meinem Buch gibt es bereits viele Musterbeispiele für Mischkulturen für alle Varianten von Beeten wie Hochbeete, Terrassenbeete, Tröge und Pflanzkistchen.

Worauf muss ich besonders achten?

Ein wichtiger Tipp, der auch allgemein für den Anbau von Gemüse gilt: immer ausreichend Abstand einplanen.

Öh… Kein Kommentar… ;-)

Besonders bei Mischkulturen neigt man nämlich dazu viel zu viel, viel zu eng und viel zu durcheinander zu setzen. Also vor dem Aussetzen lieber zwei mal die Abstände zwischen den Jungpflanzen messen, dann kann nichts schiefgehen.

Können Sie Beispiele für gute und nicht so gute Mischkulturen nennen?

Sehr gerne. Gute Mischkulturen sind zum Beispiel

  • Tomaten mit Kohlrabi und Ringelblumen: Kohlrabi beschattet den Boden, Ringelblumen locken Insekten zur Bestäubung an.
  • Karotten und Zwiebel: vertreiben sich gegenseitig die Möhren- und Zwiebelfliege.
  • Paprika und Buschbohnen: Die Buschbohnen versorgen den Paprika mit Stickstoff.
  • Salat und Radieschen: Salat wehrt Erdflöhe ab.

Negative Mischkulturen gibt es kaum. Ein Beispiel ist Petersilie und Salat. Die Petersilie bringt den Salat zum vorzeitigen Schossen (Blühen).

Vielen Dank für das Interview!

Doris Kampas: Biogärten gestalten. Das große Planungsbuch.

Löwenzahn Verlag, 2017

440 Seiten, 39,90 Euro

ISBN 978-37 06 62 61 32

Zur Person:
Doris Kampas ist Bio-Gärtnerin aus Leidenschaft. Schon zu Schulzeiten faszinierte sie die Natur beziehungsweise der Biologieunterricht am meisten; daher entschloss sie sich, Landwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien zu studieren.

Mit den Jahren wuchs ihre Begeisterung insbesondere für die ökologische Landwirtschaft. „Meine persönliche Naturverbundenheit motivierte mich, das erste Unternehmen in Österreich zu gründen, das ausschließlich ökologische Gartengestaltung und Gartenpflege anbietet. Für mich ist es ganz eindeutig: der biologische Nutzgarten ist die interessanteste Gartenform. Und die Neugierde treibt mich natürlich dazu, immer neue Ideen und Ansätze auszuprobieren.“

Was sie am Gärtnern so fasziniert? „Gärtnern ist ein unglaublich ausgleichendes, beruhigendes Hobby. Die Arbeit mit Erde und Pflanzen „erdet“ tatsächlich, wie man so schön sagt.“

Genauso fasziniert Doris Kampas aber auch Jahr für Jahr das wiederkehrende Wunder der Entwicklung vom winzigen Samenkorn über den Keimling bis zur ausgewachsenen Gemüsepflanze, die uns noch dazu reichlich „Früchte“ schenkt. „Meine Lieblingsarbeiten im Garten sind daher auch das Aussäen und Setzen von Gemüsepflanzen, gefolgt vom Hegen und Pflegen meiner Schützlinge.“

Das Rezensionsexemplar hat mir der Löwenzahn Verlag freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür!

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Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

8 Kommentare

Ye Olde Kitchen · 24. April 2017 um 9:04 am

Mischkultur ist für uns Balkongärtner wirklich ein interessantes Thema. Ich habe letztes Jahr in die Töpfe bei Paprika, Aubergine und Tomaten immer Gewürztagetes und Ringelblumen gesät. Das sah gleich noch viel schöner aus und ich bilde mir ein, dass ich dadurch auch weniger gießen musste. Die Gewürztagetes hat nämlich quasi einen Teppich über dem Topf gebildet. Zu den Tomaten kommt bei mir außerdem auch immer Strauchbasilikum, ein wahrer Bienenmagnet.
Den Tip mit Buschbohnen und Paprika werde ich dieses Jahr gleich ausprobieren.
Viele Grüße aus dem Schwabenländle
Eva

    Mel · 24. April 2017 um 1:27 pm

    Hi Eva,

    nackte Erde trocknet sicherlich schneller aus als bedeckte. Die Erfahrung habe ich auch gemacht. Daher versuche ich immer darauf zu achten, dass es in den Töpfen möglichst grün ist.
    Ringelblume und Tomate klingt nach einer tollen Kombi. Ich habe es mal mit Kapuzinerkresse versucht – auch super. Normaler Basilikum bekam leider immer zu wenig Licht. :-(
    Der Strauchbasilikum kommt bei uns seit Jahren schön neben den Tisch. Zum Hummeln beobachten. ;-)

    Viel Erfolg mit dem Paprika-Buschbohnen-WG! :-)

    Kistengrüne Grüße aus dem leider immer noch nicht so recht frühlingshaften Norden!
    Mel

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