Jetzt ist Kürbis-Zeit! Doch irgendwie schmecken einige Hokkaido in diesem Herbst alles andere als lecker, findet Kistengrün-Leserin Christina. Sie wollte wissen, woran das liegt – und ich natürlich auch.
//Transparenzhinweis: In diesem Beitrag nenne ich ohne Gegenleistung Gartenexpert*innen, die ich für den Beitrag interviewt habe.//
Seit Jahren bereitet Christina Hokkaido im Backofen zu. Doch in diesem Jahr stimmt offensichtlich etwas nicht mit einigen Kürbissen, die sie gekauft hat.
„Können wir mal über die diesjährige Kürbissaison reden? Ich hatte in diesem Jahr schon mehrere versaute „Kürbis-im-Backofen-Gerichte“, weil einige der Dinger staubtrocken wurden.“
Christina via Facebook
Christina ist nicht die Einzige, die diese Erfahrung gemacht hat. Auch Gesa hat schon einen unleckeren Kandidaten erwischt, von vier Suppen habe sie deshalb eine wegkippen müssen, kommentiert sie Christinas Post.
Andere Kistengrün-Fans wie Edy Ta können sich bislang nicht beklagen. „Aus meinem ersten Saisonkürbis ist leckere Quiche geworden, nix trocken“, meint sie.
Woher also kommen diese Unterschiede?!
Das Geheimnis eines saftigen Kürbis
Eine Frage, die ich lieber Experten überlassen wollte. Christina und ich hatten zwar einen Verdacht, aber den wollte ich dann doch bestätigt wissen. Zumal ich bislang nur ein Mal selbst Hokkaido-Kürbis angebaut habe. Und das ist schon eine Weile her…
„Es ist tatsächlich so, dass bei der Kultur von Kürbissen eine gleichmäßige Bewässerung unabdingbar ist. Sonst passiert genau das, was Ihre Leserin als Erfahrung machen musste“, antwortete Hartmut Clemen, Landesfachberater und Leiter Beratungszentrum FlorAtrium des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen, auf meine E-Mail.
„Wir hatten einen schönen, doch zu trockenen Spätsommer, und wenn dann nicht gewässert wurde, werden keine gesunden Kürbisse geerntet“, so Hartmut Clemen weiter.
Nicht alle Kürbisse schmecken gleich
Manchmal kann die Ursache auch am Kürbis selbst liegen.
„Nicht alle Hokkaido-Kürbisse sind gleich„, schrieb mir Stefan Hinner, Kürbis-Experte und Organisator der Kürbisausstellung Ludwigsburg.
Er erklärte mir: „Der Klassiker heißt eigentlich Uchiki Kuri und kommt aus Japan. Er ist sehr wohlschmeckend in Richtung Karotte und zudem muss man ihn nicht schälen.“
Das mache den Uchiki Kuri zwar bei den Kunden beliebt und nachgefragt. Doch für Produzenten und der Händler bringe diese Sorte Nachteile. „Er hat oft einen nicht so hohen Ertrag und zudem ist er auch nicht solange haltbar wie manch anderer Kürbis. Deshalb versuchen die Saatgutproduzenten durch Züchtung andere Hokkaido-Sorten herzustellen, welche einen höheren Ertrag, einen früheren Reifezeitpunkt oder eine längere Haltbarkeit besitzen.“, so Stefan Hinner.
Die Folge: „Diese neuen Hokkaido-Typen sind somit ein wenig anders, können somit auch unterschiedlich schmecken. Manche sind wässriger, manche mehliger (trocken), manche fruchtiger….und diese Samen verbreiten sich auch unter dem Allgemeinbegriff Hokkaido.“
Hokkaido ist also offensichtlich nicht gleich Hokkaido!
Und nicht nur das: „In Verbindung mit den unterschiedlichen Wachstumsbedingungen und dem Erntezeitpunkt kommen dann unterschiedliche Geschmäcker raus, die man sich aber durch Zugabe seiner Lieblingsgewürze trotzdem schmackhaft machen kann“, so Kürbis-Experte Hinner.
Ungenießbare Mischung bei Kürbissen
Warum Kürbisse nicht schmecken, kann aber auch noch einen anderen Grund haben:
„Es könnte auch sein, dass der Kürbis nicht sortenrein war“, meinte Heiner Bartels vom Kürbishof Bartels in Wennerstorf. „Bienen und Hummeln sind ja viel unterwegs. Wenn sie einen Speisekürbis zum Beispiel mit den Pollen eines Zierkürbis bestäuben, vermischen sich die beiden Sorten – und das Ergebnis kann ungenießbar sein.“
Und wie können wir die leckeren von den ungenießbaren Kürbissen unterscheiden?
„Optisch kann es zu Streifen auf den Kürbissen kommen“, schriebt Heiner Bartels. „Diese sind aber bei einem nicht ausgereiften Kürbis besser zu erkennen als bei einem voll ausgereiften Kürbis.“
Vorsicht, wenn der Kürbis bitter schmeckt!
Solche Kreuzungen bringen in der Regel auch „unreines“ Saatgut hervor. Die Folge: „Wenn man diese Kerne dann im Folgejahr auspflanzt, erhält man eine Mischung aus den beiden unterschiedlichen Sorten“, sagt Stefan Hinner von der Kürbisausstellung Ludwigsburg.
Handelt es sich beim Saatgut um eine Mischung aus zwei Speisekürbissorten, ist das zunächst einmal nicht schlimm.
Aber: „Sollte aber eine der „Elternpflanzen“ ein Zierkürbis gewesen sein, könnten sich seine Gene einkreuzen“, erklärte mit Stefann Hinners. Die Kürbisfrucht aus diesem Saatgut könne dann zum Beispiel wie ein Hokkaido oder ein anderer Speisekürbis aussehen, aber bitter wie ein Zierkürbis schmecken.
Bitter bedeutet in diesem Fall dann: „Auf keinen Fall essen, denn Zierkürbisse sind ungenießbar!“
Darauf solltest du bei Kürbis achten
Darüber hinaus hat mir Stefan Hinner noch zwei Tipps für den Anbau und der Zubereitung von Kürbis verraten:
- Nur sortenreines Saatgut aus dem Fachhandel benutzen, damit es keine unliebsamen Überraschungen nach der Ernte gibt.
- Bei jedem Kürbis, bevor man ihn verarbeitet, ein kleines Stück abschneiden und es sich mit der frisch angeschnittenen Seite kurz an die Zunge halten. Wenn er dann bitter schmeckt, sofort entsorgen!!!
Und jetzt du!
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11 Kommentare
Renate · 23. Oktober 2016 um 8:16 pm
Hokkaido Nummer eins war ok aber jetzt habe ich Sorge, ob der andere Kürbis nicht auch trocken ist. Ein Tipp wäre gut.
Mel · 25. Oktober 2016 um 4:01 pm
Hallo Renate,
leider habe ich immer noch keine Ahnung, woran man die leckeren Kürbisse äußerlich erkennen kann – wenn das überhaupt geht.
Aber ich denke nicht, dass Du Dir Sorgen machen musst!
Die Kürbisse sind ja offensichtlich nicht giftig, sondern schmecken laut Christina einfach nur nicht. Ich habe bislang auch noch keine Niete erwischt.
Also – nur Mut! Und wenn es nicht schmeckt, lieber wegkippen und mal im Laden nachhaken!
Kistengrüne Grüße
Mel
Gesa · 27. Oktober 2016 um 3:16 pm
Meine Kürbisse waren aus dem eigenen Garten und es kann wirklich sein, dass die Bewässerung nicht optimal war. Für nächstes Jahr weiß ich Bescheid!
Mel · 27. Oktober 2016 um 3:40 pm
Hallo Gesa,
ich wusste auch nicht, dass die Bewässerung eine solch große Rolle spielen kann. Man lernt nie aus! :-)
Drücke Dir die Daumen, dass es im kommenden Jahr besser wird – und dass nicht alle Kürbisse in dieser Saison hinüber sind!
Kistengrüne Grüße
Mel
Steffi · 8. März 2018 um 12:46 am
Hilfe mein Kürbis hat schon beim aufschneiden total erdig gerochen. Leider schmeckt die Suppe nun auch so, leider ungeniessbar. Woran liegt das ?
Mel · 9. März 2018 um 10:24 am
Hallo Steffi,
das klingt in der Tat seltsam – und gar nicht lecker. :-(
Ich mache mich mal schlau!
Kistengrüne Grüße
Mel
Mel · 12. März 2018 um 5:51 pm
Hallo Steffi,
ich habe noch mal nachgefragt – und bei dieser Gelegenheit auch den Artikel upgedated. :-)
Stefan Hinner meint: „Ich würde es auf die Sorte zurückführen, je nach Sorte und Reifegrad kann dies mal der Fall sein.“
Kistengrüne Grüße
Mel
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