Morgens oder abends gießen? Oder doch lieber mehrmals am Tag? Brause oder nicht? Und welches Wasser ist optimal? Und hilft viel wirklich viel? Hier ein paar Tipps, wie ihr meiner Ansicht nach eure Pflanzen optimal durch die heißen Tage bringt.
Nur um es gleich vorneweg zu sagen: Ich bin keine Expertin, was die Bewässerung von Pflanzen angeht. In Gartenbüchern, im Internet und auch bei meinen Bekannten gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema Pflanzen gießen. Viele davon widersprechen sich sogar, andere finde ich wiederum furchtbar anstrengend. Ich habe zum Beispiel keine Lust, morgens um sechs aufzustehen, bloß weil das angeblich eine optimale Gieß-Zeit ist…
Gegossen wird bei mir täglich, wenn das Thermometer über die 20-Grad-Marke klettert. Und ich bemühe mich, immer vormittags zu wässern. Weil die Sonne noch nicht so auf den Balkon brennt. Und weil ich den Rest des Tages kaum Zeit dazu habe.
An ganz heißen Tagen gibt es abends noch mal einen Nachschlag auf dem Balkon. Dort kann es nämlich wegen des Dachs extrem heiß werden – wie in einem Gewächshaus. Im Hinterhof habe ich 2014 abends allerdings nicht mehr gegossen – auch wegen der Schnecken…
Wasser marsch – und zwar satt
Ich bin davon überzeugt, dass man Pflanzen erziehen kann, sich auf bestimmte Gießzeiten einzulassen. Soll heißen: Wenn es nicht zu heiß ist, gieße ich nicht täglich, sondern nur zwei bis drei Mal die Woche. Die Pflanzenwurzeln sollen schließlich sich tiefer und weiter verzweigen, um an Feuchtigkeit heranzukommen – und damit letztlich auch Nährstoffe aufzunehmen.
Wenn ich an solchen Tagen gieße, gibt auch dann „Wasser satt“. Ich gieße die Pflanzen also so lange, bis das Wasser unten aus dem Topf läuft. Die überschüssige Flüssigkeit schütte ich ab: Die meisten Pflanzen haben nur ungern nasse Füße. Die Wurzeln fangen sonst an zu faulen.
Beim Wasser gab es bei mir eine zeitlang eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Im Hinterhof goss ich mit Regenwasser, auf dem Balkon mit Leitungswasser oder gebrauchtem, sogenanntem „grauen“ Wasser. Ich habe einfach keine Lust, jeden Tag schweren Kannen nach oben zu schleppen.
Auch wenn viele vom Regenwasser wegen des pH-Wertes schwärmen: Unterschiede habe ich aber – ehrlich gesagt – noch keine festgestellt.
Das sollte euch aber nicht davon abschrecken, eine Regentonne anzuschaffen. Ich vergieße an warmen Tagen locker 35 bis 60 Liter. Und Regenwasser spart Geld. Allerdings sollte die Tonne abgedeckt sein: Ein Bekannter hat mal einen toten Jungvogel aus seiner offenen Tonne gefischt. Kein schöner Anblick… :-(
Brause oder nicht?
Da ich vor einigen Jahren die Brause für meine Gißekannen verloren habe, hat sich für mich zumindest diese Frage erledigt. Zumindest, was die großen Pflanzen auf dem Balkon angeht. Bei Jungpflanzen sieht das anders aus. Da gibt es aber eine günstige Alternative, die schnell gemacht ist: die Flaschenbrause.
Prinzipiell wässere ich die Pflanzen immer nur unten, genau über den Wurzeln. Und zwar mehrfach in kleinen Portionen, damit die Erde langsam das Wasser aufnehmen kann. Ganz wichtig: Die Erde in Abständen immer wieder lockern, weil sie sonst verkrustet. Ansonsten befeuchtet man nur die Oberfläche, das Wasser fließt ab, die Pflanze verdurstet. Musste ich auch erst lernen…
Tja, das wars eigentlich. Mulchen tu ich eigentlich nur die Tomaten, mit ihren eigenen, abgestorbenen Blättern. Und das eigentlich auch nur wegen des Dünge-Effekts. Generell soll Mulch aber helfen, die Erde vor dem Austrocknen zu bewahren. Und das passiert bei Kübelpflanzen ja leider schneller als im Garten.
Andererseits verstecken sich unter dem Mulchmaterial auch gern mal Schnecken. Allein schon aus diesem Grund würde ich meinen Pflanzen eher eine Kanne Wasser mehr spendieren, als den Kriechern Unterschlupf zu bieten…
Und das meinetwegen auch um sechs Uhr morgens.
Aber nur, wenn es unbedingt sein muss ;-)
(Update: 6. Juni 2015)
15 Kommentare
Jörg · 1. Juli 2015 um 12:28 am
Hallo Mel,
wie du weißt, bin ich – in einem sehr bescheidenen Umfang – neu in dem Geschäft und über deine fachliche Beratung sehr dankbar. Noch dankbarer und geradezu glücklich darüber sind übrigens die Pflanzen auf meinem Balkon, für die das, anders als für mich, durchaus eine Frage von Leben und Tod ist (gerade kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch auch stärker gefährdet sein könnte….).
Bisher sieht alles ganz gut aus auf meinem Balkon. Dein Blog ist wirklich sehr informativ und hilfreich.
Ich hoffe nun, es ist nicht zu sehr daneben, wenn zum Thema „Gießen“ (nicht das bei Marburg in Hessen) einen weniger fachlich orientierten Kommentar abgebe, sondern eine eher ethische bzw. sozialpolitische Frage thematisiere.
Hier das Szenario: Ich komme morgens wieder mal nicht aus dem Quark (wegen Dartspiel, Fußball, Arbeit, Konzert, …) und stehe vor der Entscheidung, entweder pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen oder das Leben der durstigen Pflanzen auf meinem Balkon durch ausgiebiges Gießen vor dem sicheren qualvollen Tod zu bewahren. Wie soll ich mich verhalten?
War es für mich als junger Vater kein Problem, für entsprechende Verspätungen im Zusammenhang mit Kindererziehung nicht nur großes Verständnis, sondern sogar soziale Anerkennung zu ernten, scheint mir dies im Zusammenhang mit der Sorge um meine Balkonpflanzen doch eher unwahrscheinlich – und mein Arbeitgeber ist wirklich sozial recht gut unterwegs.
Wie ist diese Frage individuell und gesellschaftlich zu lösen?
Und schreib jetzt bitte nicht: „Rechtzeitig aufstehen, du Blödmann!“ Was ja naheliegend und durchaus richtig ist, meiner (und ggf. anderer) individuellen Notlage(n) aber nicht angemessen gerecht wird.
Da ich nicht nur im Gärtnern, sondern auch im Bloggen und Kommentieren sehr ungeübt bin, bin ich über eine ehrliche Rückmeldung zu meinem Beitrag sehr dankbar.
Liebe Grüße
Jörg
Mel · 5. Juli 2015 um 6:34 pm
Hi Jörg,
ich finde, Deine Pflanzen entwickeln sich prächtig. :-)
Und was das Gießen (nicht das bei Marburg in Hessen) angeht, hast Du Dir die Antwort eigentlich schon selbst gegeben: rechtzeitig aufstehen – allerdings ohne den Rest. ;-)
Alternative 1: Du baust Dir ein Bewässerungsystem, so dass Du morgens nur noch den Wasserhahn aufdrehen musst, während der Kaffee durchläuft. Wurde bei uns die Tage auch schon diskutiert, weil 28 Mal Gießkanne auffüllen echt beschwerlich ist und lange dauert. UND nervt.:-(
Alternative 2: Hast Du denn Deinen Arbeitgeber schon mal gefragt, ob er Dir wegen der Gießerei den Vormittag freigibt? Die Stunden kannst Du ja im Winter nachholen. Jahreszeitlich bedingte Teilzeit sozusagen. Dieses Model käme nicht nur den Pflanzen zugute, sondern auch den Kollegen, weil Du wegen zu wenig Schlaf nicht morgenmuffelig wirst. ;-)
Das wäre doch eine sozial kompatible Lösung, von der alle was hätten. Was meinst Du? :-)
Kistengrüne Grüße
Mel
Jörg · 5. Juli 2015 um 8:23 pm
Hallo Mel,
danke für die erfreulich differenzierte und freundliche Antwort (die angebotene Kurzantwort mit dem Blödmann wäre deutlich kürzer und auch nicht falsch gewesen).
Die technisch orientierte Alternative 1 ist für mich, auch wenn ich hier wieder mal Genderklischees bedienen muss, schon mal hoch interessant und auf jeden Fall verfolgenswert.
Alternative 2 ist grundsätzlich klug bedacht, hat aber für mich persönlich einen Haken: Im Winter komme ich noch schlechter aus dem Bett als im Sommer. Grundsätzlich setzte ich das aber im Prinzip aber schon um und arbeite im Winter mehr als im Sommer. Allerdings gehe ich dann im Sommer lieber früher zur Arbeit und mache früher Feierabend.
Der Grundgedanke, mit KollegInnen und Vorgesetzten passende Lösungen zu finden und zu vereinbaren, gefällt mir aber ausnehmend gut und entspricht durchaus meinen Idealvorstellungen von Arbeitsorganisation. Und da gibt es ja vielleicht noch mehr Möglichkeiten, als die von dir benannte.
In einem Punkt kann ich dich übrigens beruhigen: Vor Morgenmuffeligkeit muss sich bei mir keiner fürchten: nicht die Pflanzen und auch nicht die KollegInnen. Bin ich einfach nicht der Typ für.
Ich hoffe, es ist dir klar, dass deine qualifizierte und freundliche Antwort mich möglicherweise zur Abgabe weiterer, bestenfalls semiqualifizierter, Kommentare ermutigt haben könnte.
Also danke nochmal für die Antwort und viel Erfolg für dich und dein blog!
Liebe Grüße
Jörg
Mel · 5. Juli 2015 um 8:33 pm
Hallo Jörg,
aber dann ist doch alles klar: Du arbeitest im Winter also schon seit Jahren vor! Jetzt kannst Du doch beruhigt das Stundenpolster aufzehren, oder?
Andererseits: Wenn Du im Sommer früher zur Arbeit gehst, um früher Schluss zu machen, könntest Du doch wie immer zur Arbeit gehen, wie immer Schluss machen und vorher die Pflanzen… … … ???
Ach, ich bin gespannt, wie Du mit Alternative 1 zurecht kommst! ;-)
Kistengrüne Grüße
Mel, die sich auf weitere Kommentare von Dir freut :-)
Jörg · 5. Juli 2015 um 10:03 pm
Hallo Mel,
offensichtlich hat sich meine Chefin, der ich deine Seite kürzlich empfahl, mit dir in Verbindung gesetzt. Sie ist sehr daran interessiert, dass ich meine Überstunden abbaue (kostet alles Geld!).
Die von dir vorgeschlagene Lösung überzeugt mich: genau so werde ich das jetzt angehen. Und in meiner Arbeitszeit werde ich mir Gedanken zur Umsetzung des Bewässerungssystems machen.
Ich habe heute einen Artikel über ein revolutionäres neues Bierzapfverfahren gelesen. Da wird der Bierbecher von unten befüllt. Das sollte doch bei der Pflanzenbewässerung auch möglich sein. Aber ich sollte vielleicht zu vel verraten, ist nämlich mein start up know how.
Ich danke dir, Mel, für die Hilfe und deinen Sinn für Humor. Und wenn ich erfolgreich bin mit meinem start up, werde ich dich angemessen beteiligen, versprochen!
Liebste Grüße
Jörg
Mel · 5. Juli 2015 um 10:06 pm
Na, da bin ich ja mal gespannt! :-)
Kistengrüne Grüße
Mel
KrautLiese · 2. Juli 2015 um 5:29 pm
Wo gibts die Murmeltiere, die für mich gießen??? Und die sich ums Wasser am Wegsrand kümmern ;-)
Mel · 5. Juli 2015 um 6:14 pm
Tjaaaaaaaaaaaaaaaa.
Du hast ja wirklich einen ziemlich großen Garten zu bewässern, da wären ein paar Murmeltiere sicherlich hilfreich. ;-)
Scherz beiseite: Bei sommelrichen Temperaturen freuen sich natürlich nicht nur die Pflanzen auf dem heimischen Balkon /Garten über Wasser. Auch die Bäume und Pflanzen am Straßenrand ist durstig. Das wird leider nur allzu oft vergessen. :-(
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