Für Süßspeisen, Limonade oder Schnaps: Waldmeistersirup ist lecker, vielseitig einsetzbar und ganz leicht selbst gemacht. Allerdings müsst ihr ziemlich viel Geduld mitbringen.
Waldmeister ist ein gemütliches Kraut. „Mal eben schnell“ ist so gar nicht sein Ding. Anders als Schnittlauch oder Petersilie, die möglichst frisch verarbeitet werden sollten, muss das Wohlriechende Labkraut nämlich erst welken, um sein volles Aroma zu entfalten.
Und das am besten über Stunden.
Wer also Waldmeistersirup herstellen will, muss Zeit einplanen. Viiiel Zeit – am besten einen ganzen Tag. Und damit leben können, dass bald nicht nur die Küche, sondern die gesamte Wohnung nach Waldmeister duftet. :-)
Aber das Warten lohnt sich: Das Ergebnis schmeckt herrlich waldmeisterlich-zitronig-süß und ist (natürlich!) mit gekauftem Sirup nicht vergleichbar.
Und die einzelnen Arbeitsschritte sind einfach und schnell erledigt.
Rezept für Waldmeistersirup – etwa 1/4 Liter
Man nehme:
20 Stängel Waldmeister (etwa 50 Gramm) – vor der Blüte geerntet!
2 Zitronen (am besten bio)
100 Milliliter Wasser
200 Gramm Zucker
So geht’s:
Den Waldmeister abbrausen und von Tierchen befreien. Die Stängel trocken tupfen und welken lassen: Am besten immer fünf Stängel zusammenbinden und das Bund kopfüber an einem luftigen Ort aufhängen.
Mindestens acht Stunden warten. Wer clever ist, kann den Waldmeister natürlich auch abends ernten, über Nacht welken lassen und am nächsten Morgen verarbeiten. Hab ich aber noch nicht ausprobiert.
1 Zitrone unter heißem Wasser abbürsten und schälen. Beide Zitronen auspressen. Schale und Saft mit Wasser und Zucker aufkochen.
Jetzt ist die beste Zeit zum Abschmecken: Noch ein bisschen Zucker? Oder Zitronensaft?
Waldmeister dazugeben und alles etwa fünf Minuten auf kleiner Flamme köcheln lassen.
Den Topf vom Herd nehmen. Die Mischung etwa vier Stunden lang ziehen lassen.
Den zähflüssigen Waldmeistersirup durch ein feines Sieb streichen. Stängel und Zitronenschale haben sich schön vollgesogen, daher gut ausdrücken!
Den Sirup nochmals aufkochen und heiß in sterilisierte Flaschen füllen. Die Flaschen sofort verschließen.
Fertig! :-)
Übrigens: Grün ist der Waldmeistersirup am Ende nicht – es sei denn, ihr helft mit Farbstoff nach.
Achtung: Waldmeister enthält Cumarin, das in großen Mengen der Gesundheit schaden kann. Kinder sollten ihn gar nicht, Erwachsene nur wenig Waldmeister zu sich nehmen. Der Wirkstoff Cumarin hemmt die Blutgerinnung, kann starke Kopfschmerzen, Magenbeschwerden und Schwindel hervorrufen und soll in großen Mengen sogar krebserregend sein.
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8 Kommentare
KrautLiese · 23. Juni 2015 um 5:30 pm
Tolles Rezept! Ganz einfach und ganz einfach lecker – genau so mache ich ihn auch immer!
Mel · 23. Juni 2015 um 10:07 pm
:-) Ich mag an diesem Rezept vor allem die ausgewogene Mischung von süß und sauer, vor allem wenn man Rohrzucker verwendet.
Und ich muss gestehen: Ich finde den Sirup ja auch ohne Waldmeister lecker. :-)
Vielleicht kann man die Zitronen-Zucker-Mischung auch als Basis für andere Geschmacksrichtungen nutzen, zum Beispiel Zitronenmelisse. Hast Du das schon mal probiert?
Giorgio · 24. Juni 2015 um 7:38 am
Ach, wunderbar, das möchte ich dann sehr gerne mal versuchen!!! Leider habe ich TONNENWEISE Fragen: Der Waldmeister auf meinem Balkon hat schon geblüht, ist trotzdem jetzt die Waldmeister-Sammelzeit? Darf man Waldmeister im Wald sammeln, oder ist er unter Schutz? Ich weiß nur, dass man ihn selten findet. Dann liebe ich den Waldmeister-Geschmack so unglaublich sehr, dass ich Dich fragen wollte: Würde das auch OHNE Zitrone gehen, sodass man den reinen Waldmeister-Geschmack hat? Du wolltest es ja nach Auskunft Deines Kommentars sogar umgekehrt machen… Herzich, Giorgio.
Mel · 24. Juni 2015 um 3:10 pm
Hallo Giorgio,
ich wusste gar nicht, dass Du so ein Waldmeister-Fan bist! :-)
Mal sehen, ob ich alle Fragen beantworten kann.
Soweit ich weiß, steht Waldmeister nicht unter Naturschutz, Du kannst ihn also auch in der Natur sammeln. Es macht aber Sinn, den Förster zu fragen, wenn Du im Wald unterwegs bist. Vielleicht kennt er auch ein paar gute Stellen. :-) Außerdem solltest Du ein paar Regeln beim Sammeln beachten.
Mir ist bislang noch kein Rezept ohne Zitrone oder Zitronensäure untergekommen. Daher weiß ich nicht, ob es funktioniert / schmeckt. Käme also auf einen Versuch an. Ich hab nur schon leider alles abgeerntet… :-(
So, die schwierigste Frage zum Schluss: Darf man Waldmeister auch nach der Blüte noch verwenden? Da muss ich echt passen. Ich werde mich mal schlau machen und Dir berichten.
Kistengrüne Grüße
Mel
Mel · 5. Juli 2015 um 6:42 pm
Hallo Giorgio,
wie versprochen habe ich mich in Sachen Waldmeisterblüte noch einmal für Dich schlau gemacht. Hier zwei Antworten für Dich:
Bettina Burfeind schreibt:
„Ich gehe davon aus, dass es geschmackliche Gründe hat und dann weniger von dem Cumarin in den Blättern vorhanden ist, welches für den typischen Geschmack verantwortlich ist. Der Waldmeister gilt durch seinen Cumarin als schwache giftige Pflanze, das bei zu hoher Dosierung zu Kopfschmerzen führen kann (3g/L).
In der Küche kann man auch die Blüten zum Aromatisieren von Weinen benutzen. Aroma und Duft sind vanille-grasartig süß.“
Kistengrüne Grüße
Mel
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