Es gibt nur wenige Daten im Jahr, die man sich als Gärtner merken sollte. Der Tag der heiligen Sophia gehört auf jeden Fall dazu: Nach dieser Eisheiligen dürfen nämlich auch frostempfindliche Pflanzen ins Freie.

Für den Islandmohn ist Kälte kein Problem.

Für den Islandmohn ist Kälte kein Problem.

„Die kalte Sophie macht alles hie.“

Diesen Spruch kenne ich noch aus meiner Kindheit. Keine Ahnung, wann und wo ich ihn genau aufgeschnappt habe. Inzwischen kann ich aber ziemlich viel damit anfangen. Zumindest aus Gärtnersicht.

Die kalte Sophie ist nämlich eine Eisheilige. In meiner Heimat, im Süden der Republik, gibt es vier solcher christlichen Heiligen, derer man in der Woche vom 12. bis 15. Mai gedenkt: Pankratius, Servatius, Bonifatius, Sophia.

Im Norden Deutschlands kennt man offensichtlich noch einen fünften „gestrengen Herren“. Mamertus‘ Tag ist am 11. Mai.

Islandmohn - Blätter.

Islandmohn – Blätter.

Die Dame und ihre drei bzw. vier Herren sind aber nicht die Schutzpatrone der Gärtner (davon gibt es neben Christopherus offensichtlich ebenfalls noch eine ganze Menge). Als Eisheilige markieren sie vielmehr das wahre Ende des Winters: Nach ihren Gedenktagen sollen die Temperaturen auch in der Nacht nicht mehr unter Null Grad sinken.

Mit anderen Worten: Tschüss Bodenfrost!

Ab dem 15. Mai dürfen also endlich auch Paprika, Tomate sowie andere kälteempfindliche Pflanzen und Samen in die Erde gesetzt werden oder über Nacht draußen bleiben. Die Raus- und Reinschlepperei der zahllosen Töpfe hat also ein Ende! Juhu! :-)

Eisheilige Bauernregeln

Dass Mitte Mai ein ziemlich guter Zeitpunkt ist, die Sensibelchen nach draußen zu setzen, haben unsere Vorfahren gut erkannt. Wer davor aktiv wurde, lief immer mal wieder Gefahr, seine Saat, seine Pflanzen und damit auch seine Nahrungsgrundlage zu verlieren. Daher haben sich die klugen Landwirte jede Menge Sprüche einfallen lassen – auch damit nachfolgende Generationen dieses Wissen in Erinnerung behalten.

Diese Bauenregeln reimen sich zwar oft mehr schlecht als recht. Aber immerhin sind mir so auch einige in Erinnerung geblieben:

„Die Kalte Sophie macht alles hie.“
„Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.“
„Pankraz, Servaz, Bonifaz – die machen erst dem Sommer Platz.“

Islandmohn - verblüht.

Islandmohn – verblüht.

Also, Sommer, dann lass dich mal blicken!

Ich verspreche dir auch, dass ich in den kommenden Tagen den Balkon endlich fertig habe. Mit Sitzplatz und allem drum und dran. Dann können wir wieder gemeinsam draußen frühstücken und den Sonnenuntergang genießen. :-)

Und erzähl mir jetzt nichts von Schafskälte. Bis dahin haben wir noch mindestens zwei Wochen Zeit!!! ;-)

Nachtrag: Die gestrengen Herren und ihr Dame halten sich in der Tat nicht immer ganz genau an ihren Kalender. So manche Gärtnerin haben sie mit dieser Marotte schon um die wohlfeile Nachruhe gebracht.

 

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Kategorien: Frühling

Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

10 Kommentare

Anette · 19. Mai 2015 um 8:27 pm

Hallo Mel,

ich wusste zwar von den Eisheiligen, wusste aber nicht wie sie heißen. Dein Artikel ist echt interessant. Ich habe meine Tochter Sophie genannt und kannte ihren Namen in diesem Zusammenhang noch gar nciht. Wenn man im Norden nicht besonders kirchlich aufwächst, begegnet man ihnen wohl nicht so oft :)

Ich würde auch sagen: Der Sommer kann jetzt kommen!

Liebe Balkongrüße
Anette

    Mel · 20. Mai 2015 um 5:56 pm

    Liebe Anette,

    erst mal herzlichen Glückwunsch zur kleinen Sophie!!! Ich freue mich sehr für Dich! :-)
    Sophie / Sophia ist ein ganz spannender Name, von der Eisheiligen mal ganz abgesehen (ich habe mich während meines Studiums mit einigen von ihnen beschäftigt).
    Ich wünsche Dir und Deiner Familie einen schönen Sommer und ganz viel Sonne!!!

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Giorgio · 20. Mai 2015 um 7:05 am

Dieses Jahr hatte ich alles frostempfindliche schon seit zweite Hälfte April draußen! Während der Eisheiligen habe ich jeden Abend entweder im Internet geschaut oder mich auf mein Gespür verlassen, ob es frieren könnte. Es waren kalte Tage, aber von Frost keine Spur. Ich bin froh, damit endlich eine Lösung gefunden zu haben für das eher nervös machende als wirklich schlimme Problem. Was ist eigentlich die Ursache für den Kälteeinbruch in der Zeit?
Herzlich Giorgio.

    Mel · 20. Mai 2015 um 6:07 pm

    Lieber Giorgio,
    persönlich finde ich es ganz schön mutig, frostempfindliche Pflanzen schon Mitte April rauszustellen. :-)
    Aber wahrscheinlich ist das in der Stadt kein Problem, da es dort tendenziell immer ein paar Grad wärmer ist als auf dem Land. Und auf dem Balkon, nahe am Haus, ist die Wahrscheinlichkeit für Nachtfrost noch mal geringer. Und sich aufs eigene Gespür verlassen, ist meiner Ansicht nach ein guter Weg. Ich gärtner auch meist nach Gefühl…
    Und doch steckt in mir immer noch dieses Stück altes Brauchtum, ob nun Aberglaube oder nicht. Da gehen die Meinungen ja ein wenig auseinander. Eine mögliche Erklärung für den Kälteeinbruch: Es handelt sich um Tiefdruckgebiete, die durch die Temperaturunterschiede zwischen dem bereits erwärmten Festland und den noch kalten Wassermassen der Meere entstehen. Mehr dazu findest Du hier.

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Giorgio · 5. Juni 2015 um 11:13 pm

Habe mich noch gar nicht für Deinen Link bedankt. Mir hat die Info da gut gefallen, klasse!
Herzlich Giorgio.

    Mel · 6. Juni 2015 um 6:01 pm

    Bitteschön! Gern geschehen! :-)

Hoch hinaus | Kistengrün · 26. Mai 2015 um 6:04 pm

[…] das hat sich leider nicht an die Abmachung […]

Bauernregeln: Von eiskalten Heiligen und Fröschen auf Abwegen · 13. März 2016 um 7:21 am

[…] Eisheilige: Eine Frage der kalten Sofie […]

Phänologische Beobachter: Der Natur auf der Spur · 15. Mai 2016 um 8:38 am

[…] Eisheilige – Frostiges im Mai […]

Tomaten stützen und festbinden · 22. Mai 2017 um 6:14 pm

[…] Gärtner setzen die Rankhilfe gleich ein, wenn sie nach den Eisheiligen endlch die Tomate […]

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