Bei Basilikum, Golden Currant und Salat ist es inzwischen eng in der Anzuchtschale geworden. Höchste Zeit, den Pflänzchen durch Pikieren mehr Raum zu geben. Und wieder mal über eine größere Wohnung nachzudenken.
Es gibt Phasen im Gartenjahr, die finde ich echt anstrengend.
Nein, es sind nicht die heißen Sommer, in denen man Liter für Liter kühles Nass auf den Balkon schleppt.
Es sind auch nicht die kalten Wintermonate, in denen man sich eingemummelt auf dem Sofa nach Sonne, duftenden Blüten und summenden Bienen sehnt – auch wenn diese Zeit echt elend und endlos erscheint.
Ich meine vielmehr die Zeit im Frühjahr, in der die Pflanzen zu groß für ihre Anzuchttöpfchen werden, es aber noch viel zu kalt ist, sie dauerhaft nach draußen zu stellen.
Dann bekomme ich nämlich ein echtes Platzproblem im Wohnzimmer: Nicht nur die Fensterbank steht voller Töpfe und Schalen, sondern auch die Balkontür wird von immer mehr Kisten und Kästen blockiert. Schließlich muss ich ja jedes Fleckchen Sonnenlicht ausnutzen!
Allerdings entwickelt sich dadurch das Lüften und das „Mal eben“-auf-den-Balkon-Gehen zu einer echten Herausforderung…
Daher versuche ich, das Pikieren immer so lange wie möglich hinauszuzögern. Aber es gibt einen Punkt, an dem die Gärtnerin einfach den Spieß auspacken muss. Ansonsten gibt’s Stress im Topf. Und das bekommt den Pflänzchen gar nicht.
Warum man Pflanzen pikieren und vereinzeln sollte
Pikieren bedeutet eigentlich nichts Anderes, als die Sämlinge zu vereinzeln und / oder umzusetzen. Oberirdisch bekommen sie dadurch mehr Platz und Licht zum Wachsen. Unterirdisch können sie stärkere Wurzeln bilden.
Außerdem bekommen sie jetzt das erste Mal „richtige“ Blumen- oder Kübelerde. Ich ziehe Pflanzen nämlich grundsätzlich in Anzuchterde vor. Diese enthält weniger Nährstoffe und soll die Wurzelbildung der Keimlinge anregen.
Den idealen Zeitpunkt kann man einfach bestimmen: In der Regel ist es Zeit zum Pikieren, wenn sich das erste „richtige“ Blattpaar (nicht die Keimblätter!) ausgebildet hat.
Anleitung zum Pflanzen pikieren
Man nehme:
- 1 Pikierstab, Zahnstocher oder Schaschlik-Spieß (damit geht es genauso gut und sie kosten fast nichts)
- jede Menge Töpfchen, eine Kiste oder einen Blumenkasten
- normale Pflanzen- oder Blumenerde
- Wasser
So geht’s:
Mit dem Stab vorsichtig unter die Wurzel stechen und die Pflänzchen möglichst einzeln, mit möglichst vielen Haarwurzeln und ohne die Hauptwurzel zu beschädigen aus der Erde hebeln. Die Sämlinge dabei nur an den Blättern festhalten.
Bei mehreren Pflanzen: Die Sämlinge trennen. Welke oder kränkelnde Exemplare aussortieren.
Bei einigen Pflanzen wie Tomaten sollte man die Hauptwurzel am unteren Ende kappen. Dadurch sollen sich stärkere Seitenwurzeln entwickeln.
Ich habe das aber noch nie gemacht… und hatte bislang auch noch keine Pflanzen, die sich schlecht entwickelt haben. :-)
Mit dem Stab ein Loch in den mit Erde gefüllten Topf bzw. die Kiste bohren. Die Pflanze einsetzen. Wie tief, das kommt auf die Pflanze an.
Tomaten könnt ihr zum Beispiel bis zu den Keimblättern einsetzen, damit sie viele Wurzeln bildet. Bei Salat muss hingegen der Blattansatz oder Hals auf jeden Fall einen Tick über der Erde sein, sonst wächst er nicht.
Die Wurzeln haben grundsätzlich nichts über der Erde zu suchen. Ansonsten geht die Pflanze ziemlich sicher ein!
Das Loch mit Erde bedecken und gut andrücken.
Reichlich, aber vorsichtig angießen – am besten mit der Flaschenbrause, um die Sämlinge nicht zu ertränken. Die Erde darf auch in den darauffolgenden Tagen nicht austrocknen, sonst können sich keine neuen Wurzeln bilden – und die Pflanze stirbt. :-(
Auch wenn ich versuche, möglichst gezielt zu säen: Meist landen doch mehr Samen in der Erde, als ich Pflanzen nach dem Pikieren behalten kann. Daher verschenke ich die Exemplare, die später eh nicht auf den Balkon passen.
Die Keimlinge von Salat und Basilikum landen allerdings meistens auf dem Abendbrot… ;-)
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18 Kommentare
Alex · 21. April 2015 um 7:32 pm
Hallo Mel,
das Platzproblem kenn ich auch. Das Regal vor meinem Fester ist total voll und die Pflänzchen stehen schon in 2 Reihen hintereinander.
Im Moment bei dem tollen Wetter trage ich morgens alle Pflanzenkinder raus und abends wieder rein. Ne ganz schöne Arbeit. Aber was tut man nicht alles damit sie groß und stark werden ;-)
Liebe Grüße
Alex
Mel · 23. April 2015 um 11:36 am
Hey Alex,
Deine Pflanzen werden es Dir danken, trust me!!!
Bei mir haben fast alle noch Hausarest, weil es meiner Ansicht nach morgens noch zu kalt ist, wenn ich gehe… und ich vielleicht auch ein bisschen zu faul bin… … … ;-)
Kistengrüne Grüße
Mel
Nela · 4. April 2020 um 12:33 pm
Liebe Mel
ist es zwingend notwendig die Jungpflanzen in Töpfe zu setzten? Oder kann ich auch ein Samen pro Anzuchtschale (z.B. 7 cm) vorziehen und dann direkt aus der Schale ins freie pflanzen im Mai? Ich habe zu Hause viele Anzuchtschalen (solche aus Fasern oder 6er Schalen aus Plastik) aber fast keine Töpfe. Vorallem bei meinen Blumen welche mittlerweile schon gekeimt haben und fröhlich wachsen, frage ich mich ob ich sie stehen lassen kann bis im Mai.
Danke dir vielmals für deine Antwort.
Liebe Grüsse
Nela
Mel · 5. April 2020 um 6:56 am
Hallo, liebe Nela,
danke für deine Frage! Es kommt ein bisschen daraf an, was du aussäst und welche Erde du dafür verwendest.
In der Tat kann man auch so aussäen, dass man nicht mehr pikieren muss. Kübis und Gurken zum Beispiel wachsen recht schnell und brauchen von Anfang gut Futter. Sie kannst du gleich in einen etwas größeren Anzuchttopf mit normaler Erde setzen, in dem sie dann bis zur Pflanzung auch bleiben.
Die Aussaat in Anzuchterde dient meines Wissens dazu, die Sämlinge ein bisschen zu schonen (unkraut – und keimfreie Erde) und gleichzeitig ein bisschen anzutreiben (wenig Nährstoffe in der Erde, mehr Wurzelbildung). Je größer die Pflanzen werden, desto mehr Nährstoffe brauchen sie. Das ist gerade bei Tomaten so. Hier ist es ratsam, sie zu prikieren, damit sie sich gut entwickeln. Außerdem haben die Jungpflanzen genug Platz in der Erde und Licht, wenn sie nicht mehr so eng stehen. Sie machen sich weniger Konkurrenz.
Also: Ich denke, du kannst grundsätzlich die Pflanzen darin wachsen lassen, wenn sie genügend Platz haben und Nähtstoffe bekommen. Hilft dir das weiter?
Viel Spaß und Erfolg bei der Anzucht!
Kistengrüne Grüße
Mel
Basilikum | Kistengrün · 14. April 2015 um 8:26 am
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[…] ihr euch schon mal gefragt, warum man junge Pflanzen pikieren soll? Damit sie mehr Platz zum Wachsen haben? Alles Quatsch: Damit Hobbygärtner gleich im Frühling was zu Naschen […]
Pflücksalat richtig ernten · 14. Juli 2015 um 6:41 am
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Diese Pflanzen könnt ihr im August anbauen · 12. August 2015 um 4:14 pm
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[…] lassen sich nach dem Pikieren und Auspflanzen bereits nach vier bis sechs Wochen das erste Mal ernten. Ich warte, bis die […]
Tomatensorte Rote Murmel: Tipps zu Aussaat und Pflege · 28. Oktober 2017 um 5:06 pm
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Tomatensorte Golden Currant: Tipps zu Aussaat und Pflege · 28. Oktober 2017 um 5:12 pm
[…] bis zehn Tagen keimt die Saat. Wenn sich das erste Blätterpaar ausgebildet hat, ist es Zeit zum Pikieren. Ab Mitte Mai können die Pflanzen dann raus ins […]
Tomatensorte Rote Murmel: Tipps zu Aussaat und Pflege · 9. April 2018 um 3:22 pm
[…] sichtbar. Wenn sich das erste Blätterpaar der Tomate ausgebildet hat, könnt ihr die Pflanzen pikieren. Das ist nach etwa drei Wochen der […]
Kistengrüne Woche: Vergessene Welt · 27. Dezember 2018 um 10:36 am
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Feldsalat auf dem Balkon anbauen: Aussaat, Pflege und Ernte · 29. November 2019 um 10:44 am
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