Marienkäfer sind nicht nur hübsch, sondern auch nützlich. Im Interview verrät Julian Heiermann vom NABU, wie ihr sie am besten bei Laune haltet und warum einige mehr Punkte haben als andere.
Es gibt mehr als 70 Marienkäferarten – allein hier in Deutschland. Welcher ist Ihr Liebster?
Schwer zu sagen. Einen Favoriten habe ich zwar nicht, doch den kleinen Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata) finde ich recht spannend. Nicht, weil er durch die nur zwei Punkte seiner Nominatform* sehr schnell zu bestimmen wäre, sondern weil er im Aussehen sehr variabel ist: von fast völlig rot ohne Punkte über die normale zwei-Punkt-Form bis hin zu fast völlig schwarz.
Was haben all die Punkte zu bedeuten?
Die Punkte haben natürlich nichts mit dem Alter zu tun, sondern sind von Art zu Art unterschiedlich. Und, wie man am Beispiel des Zweipunkt-Marienkäfers sieht, kann bei manchen Arten das Aussehen auch innerhalb einer Art variieren – und damit auch die Punktzahl.
Marienkäfer gelten als nützlich. Trifft das auf alle Arten zu?
In der Regel ja. Arten wie der Asiatische Marienkäfer können auch schon mal an reifes Obst gehen und dort Fraßschäden verursachen. Ist aber die große Ausnahme.
Marienkäfer ernähren sich regulär von anderen Insekten. Zu ihrer Leibspeise gehören Pflanzenläuse, die nicht selten unsere Nutzpflanzen plagen. Daher auch der Name „Marienkäfer“: Abgeleitet von Maria als „heilige Jungfrau“ und Glücksbringerin in Zeiten als es noch keine Insektizide gab.
Der Asiatische Marienkäfer hat sich rasant verbreitet – eine Gefahr für andere Arten?
Mögliche Auswirkungen auf unsere heimische Marienkäferfauna sind noch nicht sicher geklärt. Erfahrungswerte aus Nordamerika zeigen aber, dass sich die dortige Ausbreitung des Asiatischen Marienkäfers negativ auf die heimischen Arten ausgewirkt hat.
Der Grund liegt darin, dass sich der Asiatische Marienkäfer schneller vermehrt und auch Larven anderer Marienkäferarten fressen kann.
Und jetzt zur Praxis: Wie kann ich Marienkäfer auf meinem Balkon anlocken?
Am besten mit einem reichen Nahrungsangebot – also mit vielen Blattläusen. ;-)
… und wie zum Bleiben überreden?
Man kann versuchen, den Tieren Versteck- und Überwinterungsquartiere anzubieten. Beispielsweise durch Marienkäferhäuser, die man auch im Handel bekommt oder nachbauen kann.
Können Marienkäfer auch zur Plage werden?
Sehr zahlreich kann der Asiatische Marienkäfer vorkommen, insbesondere im Spätsommer, wenn sich die Käfer auf die Suche nach Winterquartieren begeben und dadurch auch zahlreich durch offene Fenster in Häuser gelangen können.
Heimische Arten können in der Regel nur in sehr günstigen Jahren mit einem reichen Nahrungsangebot schon mal lästig werden. Kommt dann noch eine starke Windströmung Richtung Norden hinzu, dann kann es dazu kommen, dass unzählige Käfer an den Küsten „notlanden“ und dort die Strandliegen der Urlauber besetzen.
Wie bekomme ich Marienkäfer aus der Wohnung?
Käfer, die sich massenhaft in Wohnräumen verflogen haben, vorsichtig mit einem Kehrblech auffegen und wieder hinaussetzten.
Mit einem dünnen Strumpf um das Staubsaugerrohr gestülpt, bekommt man auch die Tierchen aus den (Fenster)Ritzen heraus, ohne dass man diese einsaugt.
*Als Nominatform bezeichnet der Fachmann die Haupt- beziehunsweise Grundform, also der am häufigsten vorkommende Typ.
Zur Person
Julian Heiermann ist beim NABU-Bundesverband als Referent für Umweltinformationen und als Betreuer der NABU-Bundesfachausschüsse und NABU-Bundesarbeitsgruppen tätig. Zu seinen Aufgaben zählen zum Beispiel die Bürgerberatung und die Pressearbeit bei Umweltfragen.
Vor seiner Tätigkeit beim NABU hat er am Forstzoologischen Institut der Universität Göttingen im Bereich der Insektenwelt geforscht. Studiert hat er Forstwissenschaften, Waldökologie und Naturschutz, mit den Abschlüssen Bachelor und Master of Science.
Dem NABU ist er auch seit vielen Jahren als ehrenamtlicher Helfer verbunden. Sein Interesse gilt vor allem der heimischen Tierwelt, schwerpunktmäßig Vögel und Insekten. „Ich bin viel in der Natur unterwegs und erfreue mich der Beobachtung vieler Tiere.“
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